Innovativer Netzhaut-Laser in In-vivo-Versuch getestet

15.12.2021 Eine Stammzellentherapie verspricht grosse Fortschritte bei der Heilung der Augenerkrankung Altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Als Vorbereitung zur Verabreichung von retinalen Zelltherapeutika könnten zukünftig bestimmte Areale der Netzhaut vorgehend entfernt werden. In einem Versuch wurde die Anwendung des Netzhaut-Lasers SPECTRALIS CENTAURUS an Kaninchen getestet. Entwickelt wurde dieser von Forschenden des Institute for Human Centered Engineering HuCE der Berner Fachhochschule BFH.

Tritt im Alter eine Sehbehinderung auf, liegt in den meisten Fällen eine sogenannte Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) vor. Die Makula, auch «gelber Fleck» genannt, ist ein Bereich in der Mitte der Netzhaut, in dem die Sehzellen besonders dicht angeordnet sind und der dadurch entscheidend ist für ein scharfes Sehen. Bei einer AMD werden diese Sehzellen durch Ablagerungen von Stoffwechselabfällen zerstört. Betroffene Personen sehen immer unschärfer und nehmen schliesslich in der Mitte des Gesichtsfeldes nur noch einen dunklen Fleck wahr. Eine Behandlung der Ursachen der AMD steht aktuell noch nicht zur Verfügung. Eine Therapie der Netzhaut, genauer gesagt des retinalen Pigmentepithels (RPE), mit Zellen, die aus Stammzellen gewonnen wurden, soll das in Zukunft ändern.

Netzhaut-Laser SPECTRALIS CENTAURUS

Das RPE ist essenziell für die Funktion der neurosensorischen Netzhaut und ein funktionsunfähiges RPE ein wesentlicher Faktor bei der AMD. Bei dem neuartigen Therapieansatz werden Stammzellen zu RPE-Zellen gezüchtet, die nach der Transplantation ins Auge funktionsunfähige RPE-Zellen ersetzen sollen. Obwohl es bereits vielversprechende Ergebnisse zur RPE-Stammzelltherapie bei AMD gibt, fehlt noch immer eine Methode zur vorgängigen Entfernung von erkrankten RPE-Zellen. Diese Entfernung ist notwendig, damit sich die transplantierten RPE Zellen an der dafür vorgesehenen Stelle naturgemäss einnisten können. Die grösste Herausforderung bei dieser Entfernung ist die minimale Auswirkung auf das umliegende Gewebe, wie beispielsweise die direkt über dem RPE liegenden und für das Sehvermögen essenziellen Photorezeptoren. Versuche zur selektiven RPE-Entfernung wurden bereits mit verschiedenen chirurgischen Instrumenten unternommen. Diese Methoden sind jedoch aufgrund von Komplikationen bei der Handhabung und unbeabsichtigten Nebenwirkungen nicht zufriedenstellend. An dieser Stelle kommt ein Gerät namens SPECTRALIS CENTAURUS ins Spiel. Entwickelt haben es Forschende vom Institute for Human Centered Engineering HuCE der Berner Fachhochschule BFH. Dafür erweiterten sie das Bildgebungsgerät SPECTRALIS der Firma Heidelberg Engineering mit einem Kurzpuls-Behandlungslaser der Thuner Firma Meridian Medical. Das Gerät zielt darauf ab, das RPE mittels Laser selektiv zu behandeln und ist somit womöglich die optimale Ergänzung im Protokoll der Stammzellentherapie. So wurde nun erstmalig getestet, ob eine grossflächig RPE Laser-Behandlung in der Netzhaut als Vorbereitung für die Stammzelltherapie möglich ist.

Die Anwendung von SPECTRALIS CENTAURUS im Rahmen einer Stammzellen-Transplantation zur Behandlung von AMD wurde in einer In-vivo-Studie an Kaninchen getestet. Am Versuch beteiligt waren neben Forschenden vom HuCE auch der renommierte Augenmediziner und Stammzellenforscher Boris Stanzel sowie Wissenschaftler*innen von den Universitäten Bern und Münster, dem Fraunhofer-Institut und der Augenklinik Sulzbach.

Eine wissenschaftliche Publikation zu dem Versuch ist am 29. November in der peer-reviewed Fachzeitschrift Translational Vision and Technology (TVST) der Association for Research in Vision and Ophthalmology (ARVO) erschienen.

Netzhaut-Laser in OP-Anwendung

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