Techniker-Absolvent belegt den 3. Rang beim VWG-Preis

01.10.2021 Die Jury der Volkswirtschaftliche Gesellschaft des Kantons Bern (VWG) hat entschieden, dass Roman Stadelmann mit seiner Diplomarbeit «Gebäudevermessung mit der Tachymetrie» eine qualitativ hochwertige Arbeit mit hohem Innovationsgrad und gesellschaftlicher Relevanz verfasst hat. Roman Stadelmann freut sich: «Ich habe mich sehr gefreut und geehrt gefühlt, dass mich die BFH für diesen VWG-Preis nominiert hat. Der 3. Rang bedeutet mir viel! Ich hätte nie gedacht, dass meine Arbeit eine solch wichtige Rolle spielt». Am 28. September 2021 fand die Preisübergabe statt. Birgit Neubauer Letsch, stv. Leiterin Höhere Fachschule Holz Biel, nahm den Preis stellvertretend für Roman Stadelmann entgegen.

Die Gebäudevermessung ist ein hochkomplexer Arbeitsprozess im Bauwesen, der immer mehr an Relevanz gewinnt. Gründe dafür sind zahlreiche sanierungsbedürftige Bauten in der Schweiz und die Einführung neuer Methoden. In vielen Holzbauunternehmen wird deswegen vermehrt auf ein digitales Messverfahren gesetzt. Gelebt wird dieser technologische Fortschritt aber erst durch die Beherrschung der Technologie. Eine falsche oder fehlerhafte Massaufnahme kann zu hohen Kosten bei der Ausführung führen. Deshalb hat Roman Stadelmann sich in seiner Diplomarbeit der Thematik der Gebäudevermessung mit der Tachymetrie gewidmet und sein Wissen für die Zukunft erweitert. In der Arbeit werden exakte Vorgehensweisen mit dem Tachymeter erklärt und mit Praxisbeispielen belegt. Es wurde grossen Wert auf die Wirtschaftlichkeit der Vermessung gelegt. Roman Stadelmann zeigt mit seiner Arbeit eindrücklich, wie schwierige Formen einfach und schnell vermessen werden können.

Die Jury der Volkswirtschaftliche Gesellschaft (VWG) ist von der Sinnhaftigkeit der digitalen Gebäudevermessung überzeugt. Besonders gefallen haben die klaren Erkenntnisse für die Umsetzung in der Praxis. Die Innovation liege in der Anwendung einer bestehenden Technologie an einem spannenden Studienobjekt und die Hingabe für das Projekt sei bemerkenswert.

Im Interview gibt Roman Stadelmann vertieften Einblick in seine preisgekrönte Arbeit.

Warum haben Sie sich in Ihrer Diplomarbeit mit dem Thema «Gebäudevermessung mit der Tachymetrie» auseinandergesetzt?

Das Holzbaugewerbe begleitet mich bereits seit über 10 Jahren. Für mich ist es nicht nur ein Beruf, sondern meine Leidenschaft. Als Zimmermann war ich viel auf Montage und habe festgestellt, dass das Einmessen von neuen Häusern mit komplexen Grundrissen mit Massband und Horizontallaser immer aufwändiger wird. Gleichzeitig macht der digitale Fortschritt auch auf dem Bau keinen Halt und bringt neue Technologien, die die Arbeit vereinfachen. So schaffte mein Lehrbetrieb ein Tachymeter (Leica Builder 509) an. Der Tachymeter ist ein Messinstrument mit dem man Horizontalrichtungen, Vertikalwinkel und die Schrägstecke zum Zielpunkt ermitteln kann. Es dient zur raschen Auf- und Einmessung von Punkten. Den ersten Kontakt mit diesem Messwerkzeug hatte ich bei der Montage meines ersten Gebäudes als Teamleiter. Das Fachwissen des Mitarbeiters, der dieses Gerät bediente, war beeindruckend. Mit der Anwendung des Tachymeters konnte viel Zeit gespart werden. Die Technik begeisterte mich.

Die Bedienung und der Umgang mit dem Tachymeter haben wir im Studium zum HF Techniker Holzbau nicht behandelt. Ich gehe aber davon aus, dass die Technologie in der Zukunft für Holzbautechniker immer wichtiger wird. Deswegen habe ich mich im Rahmen meiner Diplomarbeit darauf spezialisiert. Das Objekt meiner Wahl war die Rosenburg in Weggis. Dieses wunderschöne Gebäude aus dem Jahr 1910 prägt den Dorfkern am Vierwaldstättersee. Über vier Etagen hinweg bietet es heute Wohnraum im Zentrum. Die Rosenburg ist das optimale Gebäude für eine Massaufnahme, da noch keine Baupläne bestehen. Soll das Objekt in den kommenden Jahren saniert oder umgebaut werden, liegen dank dem Projekt bereits Pläne für die Baueingabe vor.

Was hat Ihnen besonders Spass gemacht bei der Arbeit?

Der interessanteste Aspekt in meiner Arbeit war die Auseinandersetzung mit der Gebäudevermessung an sich. Durch den direkten Import der Massaufnahme in ein 3D-Zeichnungsprogramm konnte die Entstehung des virtuellen Zwillingsmodells genau beobachtet werden. Tag für Tag wurden neue Optimierungs- und Verbesserungsmöglichkeiten sichtbar und es zeigte sich, wo Schwachstellen und potenzielle Gefahren liegen.

Wie helfen Ihnen die aus der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse im Alltag?

Die Erkenntnisse helfen mir im Alltag sehr viel. Nach meinem Praktikum ging ich zurück in meinen Lehrbetrieb und habe dort direkt ein grosses Projekt übernommen, welches komplett selbst aufgenommen werden musste. Mein grosser Vorteil war klar, dass ich sehr genau wusste, was ich tue und auch, dass die Massaufnahme korrekt und fehlerfrei ist. Bisher habe ich nun mehr als 10 Projekte mit dem Tachymeter aufgenommen und realisiert! Arbeiten mit dem Tachymeter können nur dann die gewünschten Ergebnisse bringen, wenn man weiss, wie das Gerät und die Software funktionieren und die Aufnahmen am Schluss selbst kontrollieren kann.

Was bedeutet der 3. Rang beim VWG-Preis für Sie?

Es war sehr schade, als wir erfahren haben, dass unsere Diplomfeier wegen Corona abgesagt wurde. Umso mehr habe ich mich gefreut und mich geehrt gefühlt, dass mich die BFH für diesen VWG-Preis nominiert hat. Der 3. Rang bedeutet mir sehr viel! Ich hätte nie gedacht, dass meine Arbeit eine solch wichtige Rolle spielt. Zum Schluss möchte ich mich nochmals bei allen Personen bedanken, welche mich in irgendeiner Art bei meiner Diplomarbeit unterstützt haben. Vielen Dank!

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