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Ein Ökosystem der BFH für das zirkuläre Bauen

27.01.2025 Technisches Know-how allein reicht nicht, um dem zirkulären Bauen zum Durchbruch zu verhelfen. Das Departement Architektur, Holz und Bau der BFH will die Zusammenarbeit zwischen den Fachdisziplinen verstärken und sich vermehrt mit Akteur*innen aus der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft vernetzen, um die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Das Wichtigste in Kürze

  • An der BFH ist viel Know-how zum Thema des zirkulären Bauens vorhanden. Die Hochschule ist eine wichtige Akteurin im wachsenden Netzwerk in diesem Bereich.
  • Die interdisziplinäre und transdisziplinäre Zusammenarbeit soll mit dem Reallabor im CircularTower von Burgdorf neue Perspektiven.
  • Neu koordiniert das Ressort Forschung und Dienstleistungen die Aktivitäten am Departement Architektur, Holz und Bau der BFH beim Thema zirkuläres Bauen

     

Zirkularität ist ein Schlagwort, das die Wirtschaft seit einigen Jahren umtreibt. Es steht für einen neuen Umgang mit den beschränkten Ressourcen unserer Erde. Besonders dringlich ist ein Umdenken im Bausektor, der grosse Mengen Rohstoffe und Energie verschlingt und gewaltige Abfallberge produziert. Effizienzsteigerungen, der vermehrte Einsatz erneuerbarer Energien und eine höhere Recyclingquote sind bisher die am häufigsten eingesetzten Instrumente gegen die Verschwendung und den Raubbau an der Natur. Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, muss der Bausektor aber viel weiter gehen: zum Beispiel Unnötiges weglassen, Produkte langlebiger machen und Bauteile so konzipieren, dass man sie nach ihrem ersten Einsatz mit wenig Aufwand für einen anderen Zweck einsetzen kann. Zirkuläres Bauen erfordert hohe Anfangsinvestitionen: Bei der Entwicklung eines Produkts muss zuerst sein ganzer Lebenszyklus durchdacht und optimiert werden.

Das Konzept der Zirkularität hat in den letzten Jahren auch in der Lehre und der Forschung im Departement Architektur, Holz und Bau der BFH Einzug gehalten. Angehende Holztechniker*innen etwa erhalten im Grundstudium das theoretische und praktische Rüstzeug, um Ökobilanzierungen vornehmen zu können und kreislauffähige Produkte zu designen. Dabei wird der Interdisziplinarität immer mehr Platz eingeräumt, denn Kreislauffähigkeit ist eine komplexe Herausforderung, die Know-how aus ganz unterschiedlichen Bereichen erfordert. In den Special Weeks oder dem 2025 startenden Minor «Zirkuläres und nachhaltiges Bauen» treffen Studierende aus den Bildungsgängen Architektur, Holztechnik und Bauingenieurwesen aufeinander und bearbeiten gemeinsam Projekte. Und mit dem Masterstudiengang Circular Innovation and Sustainability führt die BFH seit drei Jahren erstmals eine interdepartementale Ausbildung auf Masterebene. Sie vereint das Fachwissen aus allen Departementen der BFH (Wirtschaft, Ingenieurwesen, Food, Design etc.) und vermittelt breite Kenntnisse der Kreislaufwirtschaft. Mit rund 50 Studierenden jährlich, davon die Hälfte Frauen, ist das Echo beachtlich.

Der CircularTower als Reallabor

Für Frédéric Pichelin, Leiter des Ressorts Forschung und Dienstleistungen, zeigt der transdisziplinäre Ansatz des Master-Studiengangs, in welche Richtung sich die BFH bewegen will, um den Herausforderungen des zirkulären Bauens gerecht zu werden: «Wir verfügen bereits über die nötigen technischen Kompetenzen. Mit technischem Wissen allein entstehen aber noch nicht unbedingt wirtschaftlich tragbare und gesellschaftlich akzeptierte Lösungen. Für solche sollten alle Interessierten und Betroffenen ihre Sichtweisen einbringen und zusammenarbeiten.» Der nächste Schritt müsse daher die Vernetzung der Aktivitäten im Bereich der Kreislaufwirtschaft sein. Als Vorbild könne das Stadtlabor Biel dienen. In diesem erarbeiten die BFH, die Fachverbände und die Stadt Biel gemeinsam und unter Einbezug der Bevölkerung Grundlagen für aktuelle Themen der Stadtentwicklung.

CircularTower | TecLab Burgdorf
CircularTower | TecLab Burgdorf

Ein vergleichbares Zusammenspiel schwebt Frédéric Pichelin für den Bereich des zirkulären Bauens vor. Ein wichtiger Partner des Netzwerks könnte der CircularTower werden, der derzeit in Burgdorf projektiert wird. Das Bauwerk soll ein wichtiges Element des TecLab werden, das sich die Förderung der MINT-Berufe und des nachhaltigen Wirtschaftens zur Aufgabe gemacht hat. Das vom Kanton Bern, der BFH, Pädagogische Hochschule PHBern, der Technischen Fachschule Bern, den Wirtschaftsverbänden und der Stadt Burgdorf getragene TecLab will mit dem CircularTower ein Reallabor für das zirkuläre Bauen verwirklichen. Das Gebäude soll wo immer möglich mit erneuerbaren und baubiologisch optimalen Baustoffen, die sich bereits im Kreislauf befanden, errichtet werden. Während seiner geplanten 30-jährigen Betriebszeit wird es den beteiligten Bildungsinstitutionen und der Wirtschaft die Möglichkeit bieten, Fragen des zirkulären Bauens praxisnah zu bearbeiten. Auch der Rückbau und die Weiterverwendung der Bausubstanz wird bereits vor Baubeginn eingeplant. Die Finanzierung des Projekts ist allerdings noch nicht gesichert.

Zentrale Rolle der BFH im Netzwerk

Frédéric Pichelin erhofft sich von solchen Reallaboren des CircularTower auch neue Möglichkeiten für die Lehr- und Forschungstätigkeit im Bereich des zirkulären Bauens an der BFH: «Wir können dort interdisziplinär unterrichten und zusammen mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft transdisziplinär arbeiten.» Er spricht beim wachsenden Netzwerk von einem «Ökosystem des zirkulären Bauens», in dem die BFH eine zentrale Rolle einnimmt. Zum Beispiel beim Timber Startup Incubater. Mit dem Projekt wollen die BFH und der Verband Lignum Holzwirtschaft Schweiz Studierende bei der Gründung von Start-ups für die Umsetzung von innovativen Ideen mit Holz begleiten und unterstützen. Ein anderer Baustein ist der von Frédéric Pichelin präsidierte Verein Wood Bee. Dieser hat kürzlich zum ersten Mal Projekte aus dem Bereich des nachhaltigen Bauens ausgezeichnet. Bereits zum zweiten Mal ausgerichtet wird die Bern Upcycling Challenge. Bei diesem Wettbewerb teilnehmen können KMU mit Projekten, die Abfall- oder Altprodukte in neue Produkte von höherer Qualität oder höherem Preis umwandeln – ein wichtiger Prozess in der Kreislaufwirtschaft. Die BFH ist mit den Departementen Wirtschaft sowie Architektur, Bau und Holz in der Jury vertreten.

Innerhalb weniger Jahre sind an der BFH zahlreiche Aktivitäten und Netzwerke rund um das zirkuläre Bauen entstanden. Sie zu koordinieren und Synergien zu nutzen ist eine Aufgabe, die Frédéric Pichelin übernommen hat. Sein Ressort Forschung und Dienstleistungen ist neu die erste Anlaufstelle am Departement Architektur, Holz und Bau der BFH für jene, die sich mit der Thematik befassen.

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