Ehrenreich Collection. Identity, Voice, Sound

Nachdem das einjährige Vorbereitungsprojekt MET-Live die Relevanz der Sammlung und die Dringlichkeit ihrer Erhaltung offenbar gemacht hat, wird nun das entwickelte Konservierungs- und Digitalisierungskonzept grossflächig umgesetzt.

Steckbrief

Ausgangslage

Die Sammlung des Opernliebhabers Leroy Ehrenreich besteht aus einzigartigen Live-Mitschnitten aus Opernhäusern in New York (und darüber hinaus) sowie ergänzenden Radiomitschnitten und kommerziellen Aufnahmen, die ein umfassendes Klangbild der Opernszene zwischen 1965 und 2010 festhalten. Durch detaillierte Erfassung und Dokumentation der Aufnahmen ermöglicht der Sammler eine Langzeituntersuchung über 40 Jahre von Repertoire, Interpret*innen und Spielstätten. Die Digitalisierung der wichtigsten akustischen Zeugnisse, bereits im Vorprojekt erfolgreich begonnen, wird nun fortgesetzt. Erforscht werden unter anderem der kulturelle Kontext der New Yorker Opernbootlegging-Szene, Interpretations- und Rezeptionsklänge in Live-Aufnahmen sowie die Bedeutung von privaten Radiomitschnitten im internationalen Vergleich. Die komplexen juristischen und ethischen Fragen im Zusammenhang mit Bootleg-Aufnahmen werden anhand dieses Fallbeispiels vertieft und die kulturwissenschaftlichen und interpretationsanalytischen Studien erweitert.

Vorgehen

Die digitalisierten Aufnahmen werden systematisch archiviert und dem Forschungsteam zugänglich gemacht. Es wird geprüft, inwiefern die Sammlung einer breiteren Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt und inwieweit künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann, um die Nutzbarkeit der Sammlung zu steigern. Leroy Ehrenreich wird als Beispiel einer spannenden Szene untersucht, seine Ansichten, sein Netzwerk und seine Methoden werden anhand seiner Notizen sowie qualitativen Interviews mit anderen Bootleggern erforscht und kontextualisiert. Die Untersuchung einzelner Stimmen und Rollenbilder wird durch Interpretationsanalyse der einzigartigen unedierten Aufnahmen erweitert, während die Geräusche des Publikums zu Rezeptionsanalysen dienen. Die Radiomitschnitte erweisen sich als unerwartete Quelle zur Aufnahme- und Hörpraxis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ergebnisse

Über die Erhaltung und Erforschung dieser einzigartigen Sammlung hinaus eröffnet das Projekt vielfältige Perspektiven der künstlerischen Forschung im digitalen Zeitalter. Die für September 2020 geplante Tagung Bootleg Opera bietet eine Platform für nationalen und internationalen Austausch zu Fragen der Datennutzung, sowie Medien-, Klang-, Interpretations- und Rezeptionsforschung.