Die ersten Holzingenieure der Schweiz

Vor dreissig Jahren, am 5. November 1990, haben die ersten dreizehn Absolventen in Biel ihr Diplom als Holzingenieur entgegengenommen. Dieser neue Bildungsabschluss im Bereich der schweizerischen Holzwirtschaft hat entscheidende Impulse gegeben. Viele, die seither in Biel die Schulbank drückten, wurden zu wesentlichen Leistungsträgerinnen und Leistungsträger der Unternehmen in der Holzbranche und begründeten den nachhaltigen Ruf Schweizer Holztechnikerinnen und Holztechniker mit aussergewöhnlichen Projekten im In- und Ausland.

Aus der handwerklich ausgerichteten Sägerschule wurde 1952 die Holzfachschule Biel. Daraus entstanden die heutige Fachhochschule und damit das nationale Kompetenz- und Innovationszentrum der schweizerischen Holzwirtschaft. Vor dreissig Jahren, am 5. November 1990, haben die ersten dreizehn Absolventen in Biel ihr Diplom als Holzingenieur entgegengenommen. Das war zu jener Zeit eine gänzlich neue Entwicklung in der Spezialisierung der Baufachleute. Ausgelöst wurde dies durch die vorausblickenden Aktivitäten von drei Visionären: Marc-André Houmard, Dr. Ernst Peter Grieder und Dr. Balz Gfeller. Sie waren es, die den Grundstein für das Studium zum Holzingenieur legten, das 1986 startete.

Folgende 13 Absolventen durften vor 30 Jahren, am 5. November 1990, ihr Diplom in Empfang nehmen, die einen mit Vertiefung Bau und die anderen mit Vertiefung Betrieb:

Kurt Affolter, Konrad Bieri, Egon Bumann, Toni Dällenbach, Marc-André Gonin, Daniel Hublard, Peter Imfeld, René Jordi, Emil Manser, Thomas Rohner, Andreas Ruf, Urs Steinmann und Christian Zürcher.

 

Beispielhaft sind fünf Karrieren der ersten Abgänger beleuchtet:

Egon Bumann

In seinem Familienbetrieb, der Holzbau AG in Mörel, arbeiten nun drei Generationen mit fast 50 Mitarbeitenden. In einem der modernsten Betriebe der Schweiz erstellen sie Element- und Systembauten, aber auch Sonderbauten wie die SAC Monte Rosa Hütte.

Marc-André Gonin

Er arbeitete nach dem Studium an der Schule weiter und prägte die Forschung und Entwicklung in Biel und schweizweit massgeblich mit. Ebenfalls war er Mitinitiant der internationalen Vernetzung und von grossen Projekten wie Wald & Holz 4.0.

René Jordi

Sein beruflicher Einstieg führte ihn zur Feldmann AG in Lyss mit der Reorganisation der Abteilung Treppen. Nach einem Aufenthalt in den USA startete er 1993 mit einer Dozententätigkeit in Biel und erweiterte diese mit Entwicklungstätigkeiten in Zusammenarbeit mit Marc-André Gonin. In dieser Zeit wurde die Schreinermeisterkurse in die Technikerschule (heute Höhere Fachschule Holz Biel) integriert und das NDS Unternehmensführung sowie Fensterkurse aufgebaut. Die nächsten Etappen waren die Übernahme der Leitung des Bereichs Schreinerei/Innenausbau der Technikerschule und er war Leiter Informatik an den Standorten der BFH in Biel und Burgdorf. Seit einiger Zeit arbeitet René Jordi wieder in Vollzeit als Dozent an der BFH und gibt seine Erfahrungen aus der Betreuung von unzähligen Projekt- und Diplomarbeiten an die nächste Generation weiter.

Thomas Rohner

Seine erste Anstellung als Holzbauingenieur führte ihn nach Waldstatt AR zu Hermann Blumer, dem «Holzbaupapst». Hier entwickelte er nicht nur den Holzbau auf internationalem Niveau weiter, sondern erarbeitete sich einen Bereich, der ihn faszinierte und der für ihn wegweisend werden sollte: Computerprogramme und CNC für den Holzbau. 20 Jahre lang leitete er Filialen der cadwork AG. Rohner ist seit 2015 Professor für Holzbau & BIM im Institut für digitale Bau- und Holzwirtschaft BFH.
Der Holzbau übernimmt heute eine führende Rolle im modernen Bauen und in der digitalen Transformation. Engineering, Werkstoffentwicklung, Ökologie, Qualitätsstandards, Best practice, Holz-Wissenschaft, Hybridbau-Fertigkeiten, Kollaboration, Kommunikation, BIM und Wissen im nachhaltigen Bauen basieren auf einer differenzierten Ausbildung und einem handwerklichen Fundament.

Urs Steinmann

Nach dem Studium blieb er die ersten Jahre in Biel und unterrichtete CNC und CAD-CAM. Heute führt er die Firma TechnoWood AG in Alt St. Johann, welche Holzbearbeitungscenter für den ganzen Weltmarkt herstellt. Er ist heute als Experte und Mitglied in der Fach- und Prüfungskommission BFH Biel aktiv.

 

Umfassendes Bildungsangebot im Holzsektor

Die ursprüngliche Ausbildung zur Holzingenieurin, zum Holzingenieur mit Vertiefungsrichtung Bau und Betrieb hat sich in den 30 Jahren gewandelt und entwickelt. Die BFH in Biel bietet den Bachelor of Science Holztechnik mit den Vertiefungsrichtungen Timber Structures and Technology (TST) und Process and Product Management (PPM) und den Master of Science Wood Technology mit den Vertiefungsrichtungen Complex Timber Structures und Management of Processes and Innovation an. Die Studiengänge sind national und international anerkannt und die Abgängerinnen und Abgänger weltweit gefragt. Forschungsbasierte und praxisorientierte Lehre, welche sich ergebnis- und erlebnisorientiert gestaltet, gehören zum Bildungskonzept.

Holzingenieure in 30 Jahren – ein Blick in die Zukunft

Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte, die jetzigen und zukünftigen Forschungsergebnisse von Holz sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden für ein klimaschonendes, ressourceneffizientes Bauen und für die Entwicklung der Werkstoffe umgesetzt. Qualitäten sowohl von Berufspersonen als auch von Materialien werden so eingesetzt, dass sie den grössten Nutzen und die beste Lebensqualität unterstützen. Das Handwerk und auch das duale Bildungssystem müssen unbedingt erhalten bleiben. Es braucht im Bauwesen Menschen, die mit Werkzeug umgehen können, weitsichtig sind und sich für die Entwicklung und Anwendung neuer Technologien begeistern lassen.

 

Von Thomas Rohner, Professor für Holzbau & BIM an der Berner Fachhochschule BFH in Biel