Hochleistungsteams in Musik und Wirtschaft
Orchester sind Teams von hochspezialisierten Experten. Wie gelingt es aber, die individuellen Fähigkeiten der einzelnen Musikerinnen und Musiker zu bündeln, um gemeinsam zu einem qualitativ hochwertigen Resultat zu gelangen?
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Hochschule der Künste Bern
Wirtschaft - Institut(e) Institut Interpretation
- Forschungseinheit(en) Schnittstellen der zeitgenössischen Musik
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit 01.02.2014 - 31.12.2015
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Projektleitung
Dr. Thomas Gartmann
Prof. Dr. Reinhard Riedl -
Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Andrea Gurtner
Afi Sika Kuzeawu
Tobias Pfleger
David Sinclair -
Partner
Collegium Novum
Les Passions de lâme – Orchester für Alte Musik
Berner Symphonieorchester - Schlüsselwörter Orchester, Hochleistung, Interaktion, Kommunikation, Hierarchie
Ausgangslage
Es ist die alte Herausforderung, bei optimalem Einsatz der individuellen Fähigkeiten einen maximalen Beitrag zum gemeinsamen Ziel zu leisten und davon selbst wieder zu profitieren. Anders gesagt: Wie bringt man Diven dazu, ihre Fähigkeiten nicht nur für sich, sondern für das Ganze zu verwenden? Hochleistungsteams sind Teams von Expertinnen und Spezialisten. Die Erkenntnisse aus der Wirtschaft sollen helfen, das Funktionieren solcher Ensembles zu verstehen. Die Bereiche Musik und Wirtschaft werden nicht zum ersten Mal miteinander in Verbindung gebracht, jedoch auf eine gegenüber bisherigen Studien erheblich vertiefte Weise. Oft blieben solche Vergleiche auf die vereinfachte Darstellung eines Grundgerüsts der Führungsfunktion beschränkt; die komplexe Realität künstlerischer Prozesse in der Zusammenarbeit einer Dirigentin mit einer Gruppe hochspezialisierter Musiker in Proben- und Aufführungsprozessen liess sich auf diese Weise nicht differenziert erfassen. Bisher völlig vernachlässigt wurden die Untersuchung von Binnen-Hierarchien eines Orchesters (Stimmführerin, Solo-Bläser etc.) sowie die Beschäftigung einerseits mit Solistenensembles der Neuen Musik, andererseits mit Ensembles Alter Musik, die nach historischem Vorbild ohne Dirigentin proben und konzertieren.
Vorgehen
Der Analyse der Teams in beiden Bereichen – Musikensembles und Unternehmen – liegt ein methodischer Dreischritt zugrunde. Am Anfang steht die Erhebung der Rahmenbedingungen, Ziele und Strukturen von Hochleistungsteams mittels Fragebögen bei allen Teammitgliedern. Anschliessend folgt eine beobachten de Analyse der Entscheidungsfindungen. Hier werden Teamprozesse «in Aktion» registriert, um daraus Strukturen und Prozesse abzuleiten. Den abschliessenden Schritt bilden Experteninterviews mit einzelnen Teammitgliedern in den Fokusensembles bzw. Unternehmen. Ergänzend dazu werden Interviews mit Musikerinnen geführt, die praktische Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit zahlreichen Ensembles gesammelt haben, sowie mit erfahrenen Fachleuten, die in den Bereichen Wirtschaft, Sport und anderen Kunstdisziplinen für die Betreuung von Hochleistungsteams zuständig sind. Diese Fokuserweiterung erlaubt es, zuvor vernachlässigte Aspekte zu berücksichtigen.
Ergebnisse
Das Projekt zeigt auf, was Hochleistungsteams beider Bereiche voneinander lernen können, um zu noch besseren Ergebnissen zu gelangen. Die Begriffe «Hochleistung» bzw. «Hochleistungsteam» gilt es dabei noch zu differenzieren, umfasst er in der Musik ja nicht nur objektiv messbare Leistungskomponenten der Exzellenz wie Einladungen an Festivals, sondern auch qualitativ-künstlerische. Der Vergleich von Wirtschaft und Musik ermöglicht gewinnbringende Transferprozesse in beide Richtungen. Ziel ist es, diese Resultate in Publikationen zu verwerten und in Lehre, Weiterbildung und ein Drittmittelprojekt einfliessen zu lassen.