Wissensduft

Die Parfumlandschaft hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Aussergewöhnliche Düfte bereichern den Markt hochwertiger Parfums. «Artistic Perfumery» etabliert sich als eigenständige Sparte.

Factsheet

Situation

Humiecki & Graef gehört zu diesen Nischenmarken und setzt in der Herangehensweise eigenständige Akzente, die mittlerweile international grosse Beachtung finden. Die bisher sechs auf dem Markt eingeführten Düfte gehen zurück auf Affekte wie beispielsweise «Wut» oder «Euphorie» und entstehen in einem kollaborativen Entwicklungsprozess zwischen zwei gestalterischen Professionen: Produktdesign und Parfumentwicklung. Das Projekt Wissensduft untersucht diesen komplexen Designprozess und die dazugehörige Objektpraxis: Was sind die Praktiken und Prozesse bei der Entwicklung von Parfum, und welche Rolle spielen Bilder und andere Objekte dabei? Das Ziel ist es, den eingespielten Prozess der Parfumentwicklung wissenschaftlich und künstlerisch zu analysieren. Methodisch ist das Projekt im Bereich der qualitativen Design- und Organisationsforschung verortet. Zwei praktische Experten aus den künstlerischen Disziplinen Musik und Literatur bringen ihre Erfahrungen in schöpferischen Prozessen in die Analyse ein.

Course of action

Ausgangspunkt des Projekts ist die Entwicklung von zwei neuen Düften des Nischenlabels Humiecki & Graef. Dieser Prozess beginnt auf Seiten des Produktdesigns mit einem visuellen Konzept, das ein Thema benennt und drei Collagen sowie wenige Sätze umfasst. Dieses Konzept ist anschliessend Gegenstand eines intensiven Austauschs mit den beiden beteiligten Parfumeuren. Über mehrere Stufen entsteht dabei ein erster olfaktorischer Sketch, der dann zu einem Parfum ausgearbeitet wird und schliesslich mit neuen Bildern und Verpackung gebrandet wird. Im Rahmen des Projekts wird untersucht, welche epistemischen Qualitäten die am Designprozess beteiligten Objek te auf weisen, welche Leistungen die Objekte erbringen, und wie die Düfte in die Wissensprozesse eingebunden sind. Hierzu wird die Neuentwicklung zweier Parfums intensiv mit Methoden der qualitativen Sozialforschung begleitet. Das umfangreiche visuelle und sprachliche Datenmaterial wird durch ein interdisziplinäres Team aus Design- und Organisationsforschung analysiert und ausgewertet. Die Forschungsthese ist: Eine Analyse der am Prozess beteiligten Objekte als «boundary objects», «epistemic objects» und «technical objects» lässt sich auch an Düften vornehmen. Darüber hinaus bringen zwei Dozierende aus der Musik und der Literatur der HKB ihre Erfahrungen in das Projekt ein.