ERNA - Ernährungsberatung bei Kindern mit Nahrungsmittelallergie

Der Verzicht auf auslösende Lebensmittel bleibt die wichtigste Therapie bei Nahrungsmittelallergien bei Kindern. Die BFH erforschte, wie Ernährungsberatung u. a. allergische Reaktionen, Lebensqualität und Lebensmittelvielfalt beeinflusst.

Factsheet

  • Schools involved School of Health Professions
  • Institute(s) Nutrition and Dietetics
  • Funding organisation Others
  • Duration 01.10.2018 - 31.12.2022
  • Head of project Prof. Dr. Julia Eisenblätter
  • Project staff Prof. Dr. Julia Eisenblätter
    Susanne Müller
  • Partner Kinderspital Zürich
    UKBB Universitäts Kinderspital beider Basel
    Kantonsspital Aarau AG
    Ostschweizer Kinderspital
    Allergiestiftung Ulrich Müller-Gier
  • Keywords Nahrungsmittelallergien, Ernährungsberatung, Lebensqualität, Lebenmittelvielfalt, Gedeihen

Situation

Kinder mit Nahrungsmittelallergien und ihre Familien stehen im Alltag vor vielen Herausforderungen. Internationale Leitlinien empfehlen zwar die Einbindung von Ernährungsberater*innen, doch ihre konkreten Aufgaben sowie der Nutzen einer Ernährungsberatung wurden bisher kaum untersucht. Unser Forschungsprojekt untersuchte daher den Einfluss von Ernährungsberatung bei Kindern mit Nahrungsmittelallergien – mit Blick auf Lebensqualität, Häufigkeit allergischer Reaktionen, Wachstum und Lebensmittelvielfalt.

Course of action

Das Projekt orientierte sich am Complex Intervention Model des britischen Medical Research Council. In einem ersten Schritt wurde gemeinsam mit Fachpersonen eine Praxisleitlinie mit 25 Empfehlungen für eine strukturierte ernährungsbezogene Beratung entwickelt. Zur validen Erfassung der Lebensqualität wurde ein bestehendes englisches Messinstrument (FAQLQ-PF) ins Deutsche übersetzt, kulturell angepasst und validiert. Darauf aufbauend wurde eine multizentrische, kontrollierte Studie an vier Spitälern in der Schweiz durchgeführt. Eingeschlossen wurden Kinder bis zum Alter von zehn Jahren mit diagnostizierten Nahrungsmittelallergien. Die Datenerhebung erfolgte über Online-Fragebögen nach drei, sechs und zwölf Monaten.

Result

Insgesamt wurden 48 Kinder ein Jahr lang begleitet, von denen 29 eine individuelle Ernährungsberatung erhielten und 19 nicht. Die Lebensqualität war in beiden Gruppen insgesamt nur gering eingeschränkt und es zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Auch in Bezug auf das Wachstum und die Vielfalt der verzehrten Lebensmittel konnten keine relevanten Unterschiede festgestellt werden. Ein zentrales Ergebnis war jedoch die deutlich geringere Anzahl allergischer Reaktionen bei den beratenen Kindern: Ihr Risiko war um 63 % reduziert. Dieser schützende Effekt zeigte sich insbesondere in den ersten drei Monaten nach der Diagnose – einer Phase, in der das Risiko für allergische Reaktionen besonders hoch ist. Da im Median nur zwei Beratungsgespräche pro Kind stattfanden und die Leitlinie somit nicht vollständig umgesetzt wurde, ist anzunehmen, dass das tatsächliche Potenzial der Ernährungsberatung unterschätzt wurde.

Looking ahead

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer qualifizierten Ernährungsberatung als festen Bestandteil der Versorgung von Kindern mit Nahrungsmittelallergien. Sie kann helfen, allergische Reaktionen zu reduzieren. Die praktische Umsetzung der entwickelten Leitlinie sowie das Kosten-Nutzen-Verhältnis sollten künftig weiter erforscht werden. Das validierte deutsche Instrument zur Messung der lebensqualitätsbezogenen Belastung wurde erfolgreich eingesetzt, zeigte jedoch eine eingeschränkte Sensitivität bei bereits hoher Lebensqualität.