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Einsatz für faire Milchpreise

12.12.2025 René Schönbächler hat die Idee seiner Abschlussarbeit an der BFH-HAFL in die Realität umgesetzt. Mit der Erlebniskäserei «Milchmanufaktur» hilft er Bergbauernfamilien beim Absatz ihrer Milch. Kürzlich wurde die Käserei mit dem Prix Montagne der Schweizer Berghilfe ausgezeichnet.

Das Wichtigste in Kürze

  • René Schönbächler ist Geschäftsführer der Erlebniskäserei «Milchmanufaktur Einsiedeln» und Alumnus der BFH-HAFL.

  • Das Konzept für die Erlebniskäserei entstand während seines Agronomiestudiums.

  • Die Milchmanufaktur ist ein Vorzeigemodell für erfolgreiches Entrepreneurship, das die Berner Fachhochschule gezielt fördert.

Sichtlich stolz nahm René Schönbächler Anfang September den Prix Montagne 2025 der Schweizer Berghilfe entgegen. «Für mich schliesst sich damit ein Kreis», sagt Schönbächler. Der Preis anerkenne, dass das Konzept der Milchmanufaktur funktioniere und sich die Mühe gelohnt habe, im umkämpften Schweizer Milchmarkt eine Nische zu sichern.

René Schönbächler mit Team nimmt im September 2025 den Prix Montagne entgegen (Foto: Max Hugelshofer, Schweizer Berghilfe)
René Schönbächler mit Team nimmt im September 2025 den Prix Montagne entgegen (Foto: Max Hugelshofer, Schweizer Berghilfe)

Im Studium zur Geschäftsidee

2006 begann in Europa die sogenannte «Milchkrise». Viele Bauernfamilien litten unter dem niedrigen Milchpreis, was zu Streiks führte. In dieser ereignisreichen Zeit begann René Schönbächler das Agronomiestudium an der BFH-HAFL. «Für mich waren die Kontakte zu den verschiedenen Fachgebieten sehr hilfreich», sagt der gelernte Landwirt heute. So habe er beispielsweise vom Austausch mit den Studierenden der Lebensmitteltechnologie profitiert. In seiner Bachelorarbeit prüfte René Schönbächler dann Konzepte, wie Bergbauerfamilien in Einsiedeln ihre Milch besser positionieren und so einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten können.

Eine Käserei für faire Milchpreise

Seine Idee: Eine Erlebniskäserei, der Bäuerinnen und Bauern aus Einsiedeln ihre Milch für einen fairen Preis liefern können. Die Käserei soll hochwertigen Bergkäse aus Rohmilch herstellen und gleich vor Ort verkaufen, ihre Türen für Besucherinnen und Besucher öffnen, Events anbieten und Gäste verköstigen.

Mit dem Diplom – und Konzept – in der Tasche arbeitete René Schönbächler zuerst bei einem grossen Detailhändler als Produktemanager im Früchte- und Gemüsebereich. «Das half mir zu verstehen, wie der Detailhandel funktioniert.» In seiner Freizeit gründete er mit zehn Einsiedler Landwirten und dem Regionalentwicklungsverband Einsiedeln eine Interessengemeinschaft und begann, seine Idee Schritt für Schritt umzusetzen.

René Schönbächler schätzte an der BFH-HAFL den Kontakt zu anderen Fachgebieten (Foto: Max Hugelshofer, Schweizer Berghilfe)
René Schönbächler schätzte an der BFH-HAFL den Kontakt zu anderen Fachgebieten (Foto: Max Hugelshofer, Schweizer Berghilfe)

Viele Hürden gemeistert

Eine Hürde stellte sich für interessierte Bauernfamilien: Bisher produzierten sie nur Produkte aus Silomilch, für Bergkäse braucht es aber silofreie «Heumilch». Dies bedeutete grössere Lagerräume für Dürrfutter und somit Investitionen für die Umstellung ihres Betriebes. Auch die Suche nach einem Standort für die Käserei und deren Finanzierung waren nicht einfach. René Schönbächler musste viel Überzeugungsarbeit leisten.

Aller Widrigkeiten zum Trotz gründeten 2012 rund 60 Bauernfamilien die Milchmanufaktur Einsiedeln AG. Drei Jahre später nahm die Milchmanufaktur mit Käserei, Restaurantbetrieb und Regio Shop den Betrieb auf. Jahr für Jahr kamen neue Milchlieferanten dazu. Die Käserei verarbeitet heute rund 1.4 Mio. Liter Einsiedler Milch zu einer breiten Palette an Milch- und Käsespezialitäten und beschäftigt rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Käseprodukte werden in den eigenen Gastrobetrieben abgesetzt und haben es sogar in die Regale von Coop und Migros geschafft.

Die Milchmanufaktur ist ein Vorzeigemodell für erfolgreiches Unternehmertum, das an einer «Unternehmerischen Hochschule» gefördert wird.

  • Lorenz Probst Co-Leiter Entrepreneurship Office BFH

Vorzeigemodell für erfolgreiches Entrepreneurship

Einer, der die Vision von René Schönbächler von Anfang an unterstützte, ist Lorenz Probst, Co-Leiter des «Entrepreneurship Office BFH». «Seine Idee war mehr als mutig» erinnert er sich. Denn es gab bereits ähnliche Projekte in Berggebieten, welche mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. «Dass jemand bereits im Studium eine Idee so gezielt verfolgt und dann so erfolgreich umsetzt, ist aussergewöhnlich.»

Genau solchen Unternehmergeist will die Berner Fachhochschule fördern. Dafür motiviert sie Mitarbeitende und Studierende, sich mit ihren Fähigkeiten bei der Lösung von gesellschaftlich relevanten Fragestellungen einzubringen. So bietet Beratung, Vernetzung, Zugang zu Ressourcen und Infrastruktur an und weist auf bestehende Angebote im Ökosystem hin, beispielsweise auf Wettbewerbe.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald
Rubrik: Studium