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Frischer Wind für Törbel

05.09.2025 Ländliche Regionen stärken: So das Ziel von «RURACTIVE – Empowering rural communities to act for change». Im Horizon-Europe-Projekt spielt die BFH-HAFL eine zentrale Rolle. In zwölf Regionen werden zusammen mit lokalen Akteur*innen nachhaltige Lösungen erarbeitet, verwurzelt in regionalem Wissen.

Das Wichtigste in Kürze

  • In Törbel arbeitet ein interdisziplinäres BFH-HAFL-Team mit der Bevölkerung an sozialen Innovationen – nach dem Prinzip «erkennen, beteiligen, befähigen».

  • Wassermangel, ein verwaistes Dorfzentrum und nachhaltiges Landschaftsmanagement stehen im Zentrum der partizipativen Entwicklungsarbeit.

  • Das Projekt RURACTIVE macht Törbel zum Reallabor für smarte, gemeinschaftsbasierte Lösungen – mit Potenzial als Vorbild für ländliche Regionen in ganz Europa.

Eine der zwölf Regionen ist Törbel: ein Bergdorf im Wallis mit rund 500 Einwohnerinnen und Einwohnern, geprägt von Landwirtschaft und Tourismus. Wie viele ländliche Gemeinden steht auch Törbel vor Herausforderungen – heute und in Zukunft.

Ein interdisziplinäres Team der BFH-HAFL arbeitet seit Herbst 2023 eng mit den Törbjerinnen und Törbjern zusammen, um gemeinschaftsorientierte Lösungen und soziale Innovationen zu erarbeiten. Das Ziel ist der Aufbau eines Innovationsökosystem – einer Umgebung, in der Ideen entstehen und wachsen. Dieses basiert auf drei Schritten: erkennen, beteiligen, befähigen. «Wir entwickeln keine Lösungen für die Gemeinschaft, sondern mit ihr», sagt Dr. Mariana Melnykovych, Projektkoordinatorin von RURACTIVE an der BFH-HAFL. Unterstützt wird das Team von einer lokalen Arbeitsgruppe, die den Austausch zwischen Forschung und Dorfbevölkerung fördert.

Törbel: Wo Wandel beginnt.
Törbel: Wo Wandel beginnt.

Zentrale Herausforderungen

In partizipativen Workshops wurden die drei drängendsten Herausforderungen des Bergdorfs identifiziert: der zunehmende Wassermangel, besonders für die landwirtschaftliche Bewässerung, die Belebung des Dorfzentrums und ein nachhaltiges Landschaftsmanagement. Renato Karlen, Mitglied des Gemeinderats und Koordinator der lokalen Arbeitsgruppe, betont: «RURACTIVE ermöglicht es uns, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und Lösungen zu entwickeln, die unsere Traditionen bewahren und neue Perspektiven eröffnen.»

Wir entwickeln keine Lösungen für die Gemeinschaft, sondern mit ihr.

  • Mariana Melnykovych Projektkoordinatorin von RURACTIVE

Auf europäischer Innovationsbühne

Über einen Open Call for Innovators sammelte RURACTIVE Herausforderungen aus allen zwölf Pilotregionen – so auch aus Törbel. Start-ups und Innovationsfirmen aus ganz Europa reichten ihre Ideen ein; für die Themen Wassermanagement und Wiederbelebung des Dorfzentrums waren es elf Vorschläge. Nach einem unabhängigen Auswahlverfahren startet in Törbel bald die Umsetzung – finanziell unterstützt von der EU-Kommission und dem Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).

Entwicklung begleiten

Neben der Innovationsförderung setzt das Team der BFH-HAFL gemeinsam mit der Törbjer Bevölkerung weitere Projekte um – etwa zur nachhaltigen Landschaftspflege, zur Förderung traditioneller Landwirtschaft und zur Stärkung lokaler Dienstleistungen. «Ein Beispiel sind Massnahmen gegen die zunehmende Verbuschung wertvoller Kulturlandschaften, erläutern Evelyn Böttinger, Ansprechpartnerin für die Törbjer an der BFH-HAFL, und Nicole Güdel, Projektmitarbeiterin an der BFH-HAFL. Weitere Ideen umfassen die Entwicklung einer Plattform zur Unterstützung von Bäuerinnen und Bauern sowie das «Törbel-Paket», das lokale Produkte, Dienstleistungen und touristische Angebote sichtbar machen soll.

Ein Highlight: Das geplante Reallabor Törbel – ein Lern- und Gestaltungsraum, in dem HAFL-Studierende, Forschende und die Dorfbevölkerung zusammen an nachhaltigen Ansätzen arbeiten. Der erste Schwerpunkt liegt auf Strategien für ein integriertes Landschaftsmanagement.

Modell mit Strahlkraft

«RURACTIVE gibt uns die Chance, Massnahmen zu entwickeln, die nicht nur Törbel stärken, sondern auch als Vorbild für andere ländliche Regionen dienen können», so Mariana Melnykovych. Mit der Expertise der BFH-HAFL in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Regionalentwicklung entstehen in Törbel konkrete, langfristige und smarte Lösungen – mit Ausstrahlung: Erste Erkenntnisse aus Törbel fliessen auch in andere europäische Regionen ein. 2026 werden Partner*innen aus ganz Europa nach Zollikofen reisen, um von Törbel zu lernen.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald