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Mal offline gehen: Der Wald als Klassenzimmer
23.10.2025 Jerylee Wilkes-Allemann, Dozentin für Wald- und Umweltpolitik an der BFH-HAFL, erzählt, wie Unterricht im Wald Begeisterung weckt und nachhaltiges Denken fördert. Gerade in einer digitalen Welt sei der Wald unverzichtbar und Waldpädagoginnen und -pädagogen sehr gefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- Unterricht im Wald fördert Motivation, Konzentration und ganzheitliches Lernen.
- Waldpädagogik stärkt Umweltbewusstsein und fördert nachhaltiges Denken.
- Studierende planen und erleben selbst waldpädagogische Aktivitäten.
Sie sind eigentlich Waldwissenschaftlerin – wie sind Sie zur Pädagogik gekommen?
Ich bin Forstwirtin und war schon im Studium oft im Wald. Lernen in und mit der Natur hat mich immer fasziniert. Über meine Arbeit an der ETH und der BFH-HAFL kam ich in Kontakt mit SILVIVA, die damals ein entsprechendes Angebot hatten. An der BFH-HAFL – direkt am Wald gelegen – ist Waldpädagogik ideal verankert. Waldpädagoginnen und -pädagogen sind gefragt, und Studierende können diese Kompetenzen beruflich wie privat nutzen.
Man trifft beim Spazieren im Wald oft auf Kitas und Schulklassen: Warum wird Unterricht heute öfter in den Wald verlegt?
Kinder erleben Natur direkt, entwickeln Emotionen und Erfahrungen. Lernen draussen bringt Abwechslung, Motivation und bessere Konzentration. Es stärkt soziale Kompetenzen und ermöglicht ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen.
Wie kann eine typische Lerneinheit für Schülerinnen und Schüler aussehen?
Der Unterricht findet bei jeder Witterung im Wald statt. Am Waldrand gibt es eine Begrüssungsrunde und eine Einführung zur Zielgruppe, etwa Jugendliche in ihren spezifischen Entwicklungsphasen. Danach folgt ein thematischer Input: Man erläutert das Zusammenleben von Waldtieren, erklärt wie das Ökosystem Wald funktioniert oder erlebt über eine Übung mit einem Handspiegel einen Perspektivenwechsel. Die Schülerinnen und Schüler erleben Aktivitäten, die sie danach für die anderen entwickeln, selbst und planen diese anschliessend eigenständig.
Welche Inhalte vermittelt das Modul Waldpädagogik?
Im Zentrum stehen zwei Fragen: Wie können Lehrpersonen und Sozialpädagoginnen und -pädagogen den Wald als Lern- und Erlebnisort nutzen? Und wie vermitteln Waldexpertinnen und -experten ihr Wissen zielgruppengerecht? Die Studierenden erlernen Grundlagen der Wald- und Erlebnispädagogik, Kommunikation, Planung und Umsetzung von Lektionen. Sie vertiefen interdisziplinäres Wissen (ökologisch, sozial, ökonomisch) und setzen sich mit Bildung für Nachhaltige Entwicklung auseinander.
Welche Rolle spielt die Waldpädagogik künftig in der Gesellschaft?
Der Lehrplan 21 sieht vermehrt Unterricht in der Natur vor. Das ist eine wichtige Entwicklung in einer digitalen Welt, in der Kinder oft den Bezug zur Herkunft von Ressourcen verlieren. Waldpädagogik fördert Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Gemeinschaft. Sie stärkt die Verbindung zur Natur als Lebensraum, vermittelt kulturelle Werte und Zukunftskompetenzen wie Achtsamkeit, Resilienz und kritisches Denken.
An der BFH-HAFL wird im Rahmen des Studiengangs Waldwissenschaften ein Waldpädagogik-Modul angeboten.