Was ist der Schweizer Ernährungssystemgipfel und weshalb sollte er mich interessieren?

31.01.2023 Am 2. Februar 2023 findet der Schweizer Ernährungssystemgipfel des SDSN Switzerland statt. Ein wichtiger Anlass für die Ernährungszukunft der Schweiz, an der auch die BFH mitforscht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Zunächst einmal: wann und wo?

Der ganztägige Anlass findet am 2. Februar 2023 von 09:00 bis 17:00 im Hauptgebäude der Universität Bern statt. Er ist seit einiger Zeit ausgebucht. Wie Sie trotzdem dabei sein können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist denn jetzt dieser «Schweizer Ernährungssystemgipfel»?

Die Kurzversion: Er ist ein Übergabepunkt. Im Rahmen der Partnerschaft Ernährungszukunft Schweiz haben letztes Jahr zwei Gremien intensiv daran gearbeitet, wie das Ernährungssystem der Schweiz nachhaltiger werden könnte. Der Bürger*innenrat aus 80 zufällig ausgewählten Vertreter*innen der Schweizer Bevölkerung und ein Expert*innenenpanel aus rund drei Dutzend Wissenschaftler*innen, die im Bereich Ernährung und Nachhaltigkeit forschen.

… und was haben die beiden Gremien gemacht?

Sie haben umfangreiche Empfehlungen für ein nachhaltiges und gesundes Ernährungssystem erarbeitet. Empfehlungen, die sich vor allem an die Politik richten. Die beiden Gremien werden sie am Schweizer Ernährungssystemgipfel offiziell präsentieren, übergeben und diskutieren. Unter anderem wird Wirtschaftsminister Guy Parmelin die Empfehlungen im Namen des Bundesrates persönlich entgegennehmen.

Wie kann ich dabei sein?

Beachten Sie auch den offiziellen Hashtag: #ernährungssystemgipfel

 

Wir berichten am Freitag, 3. Februar 2023 auf News BFH Gesundheit über den Gipfel und ordnen einige Empfehlungen ausführlicher ein.

Bürger*innenrat – die Empfehlungen

Der Bürger*innenrat hat seine Empfehlungen bereits im November erstmals publiziert. Es sind insgesamt 126 Detailpunkte, die sich unter anderem auf folgende Themen konzentrieren:

  • Sensibilisierung der Bevölkerung und bessere Informationen für Konsument*innen
  • Mehr pflanzliche Ernährung und eine Reduktion des Zuckerkonsums
  • Förderung gesunder Lebensmittel und nachhaltiger Produktion durch finanzielle Anreize
  • Standortgerechte Landwirtschaft und faire Entlohnung für Produzent*innen
  • Verantwortung der Grosskonzerne und Reduktion von Food Waste

Die Empfehlungen des Bürger*innenrats im Detail

Warum ist nachhaltige Ernährung so wichtig?

«Weiter wie bisher ist keine Option», sagt Sonja Schönberg, die hier am Departement Gesundheit zum Thema Ernährung forscht: «Unsere Ernährung überlastet die Ressourcen der Erde. Sie trägt stark zur Klimaerwärmung bei und bringt weltweit Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Gleichzeitig ist ein Grossteil der Menschen auf der Welt über- oder unterernährt.»

Mehr dazu im Interview mit Sonja Schönberg: «Wir müssen unser Essen neu denken»

Und am Ernährungssystemgipfel werden dafür die Lösungen präsentiert?

Nun ja, zumindest gut fundierte Entscheidungsgrundlagen. Die Politik erlässt laufend Gesetze und Verordnungen zum Thema Lebensmittelproduktion und Ernährung. In der Verwaltung stellen sich anschliessend Fragen zur Umsetzung. Man denke hier an die Landwirtschaftspolitik oder das Lebensmittelrecht. Mit den Empfehlungen des Expert*innenpanels erhalten Politik und Verwaltung den neusten Forschungsstand zu nachhaltiger gesunder Ernährung, mit den Empfehlungen des Bürger*innenrats den dazugehörigen Blickwinkel der Bevölkerung.

SDSN Switzerland veranstaltet den Anlass. Wer ist das?

SDSN steht für Sustainable Development Solutions Network, auf Deutsch: Netzwerk für Nachhaltigkeitslösungen. SDSN Switzerland ist der Schweizer Teil des UN SDSN, einer globalen Initiative der Vereinten Nationen. 2015 hat die Ländergemeinschaft – inklusive der Schweiz – in der UN 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung aufgestellt: Kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen, sauberes Wasser, Klimaschutz und 13 weitere. Die SDSN mobilisieren auf Länderebene Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilbevölkerung, diese Ziele gemeinsam umzusetzen.

Die Liste an Mitgliedern und Partnern von SDSN Switzerland ist lang: vom Bund, über Universitäten, Fachhochschulen und ETH bis zu NGOs. Auch die Berner Fachhochschule ist dabei.

Warum engagiert sich die BFH?

Zwei Departemente der BFH haben einen engen Bezug zu den Themen Ernährung und Nachhaltigkeit.

Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL)

Sie vereint mit Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und -konsum Kompetenzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Mehrere Forschungsgruppen befassen sich mit den Wechselwirkungen zwischen Lebensmittelwertschöpfung, Umwelt und Gesellschaft sowie mit der Transformation zu einem nachhaltigen Ernährungssystem.

Das Departement Gesundheit (BFH-G)

Mit neuer Evidenz zu Themen der Ernährung und Diätetik stärken wir das Ernährungssystem der Zukunft und tragen mit konkreten Lösungen für Forschung und Praxis zu einer optimalen Gesundheitsversorgung innerhalb der planetaren Grenzen bei. Unsere Expertise in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention sowie beraterische Interventionen ermöglichen es uns, nachhaltige Ernährungsweisen individuell umsetzbar zu gestalten.

Mit ihrer Interdisziplinarität und Nähe zur Praxis verfügt die BFH über die Kompetenz, sich für die nachhaltige Ernährungszukunft der Schweiz einzusetzen und wird dies auch in Zukunft tun.

Sonja Schönberg und Matthias Meier sind als Hauptautorinnen an den Empfehlungen des wissenschaftlichen Gremiums von Ernährungszukunft Schweiz beteiligt. Weitere Expertise stammt von Thomas Brunner, Sandra Contzen, Evelyn Markoni und Martin Pidoux. Charlotte Bourcet begleitete den Prozess des Bürger*innenrats als Facilitatorin.

Zuletzt: Betrifft mich das überhaupt?

Aber natürlich, Ernährung betrifft uns alle. Beim Einkaufen, beim Kochen und Essen. Wer entlang der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln arbeitet, ist nicht nur betroffen, sondern irgendwann auch beruflich involviert. Der Schweizer Ernährungssystemgipfel zeigt, wohin der Weg gehen muss. Er ist ein Blick in die hoffentlich nicht allzu ferne Zukunft einer nachhaltigen Ernährung.

Mehr erfahren

Fachgebiet: Gesundheit, Ernährung + Diätetik