Vielfalt als Schlüssel zur rentablen Permakultur

14.02.2024 Grosse Erträge bei tiefem Ressourceneinsatz. Das klingt vielversprechend. Doch wie rentabel sind Permakultur-Systeme und welche Herausforderungen bringen sie mit sich? Diesen Fragen hat sich der Agronom Dario Principi in seiner Masterarbeit an der BFH-HAFL gewidmet.

Nur wenn die Menschen gut zusammenarbeiten, kann ein Permakultur-System gelingen, ist Dario Principi überzeugt. Foto: Dario Principi
Nur wenn die Menschen gut zusammenarbeiten, kann ein Permakultur-System gelingen, ist Dario Principi überzeugt. Foto: Dario Principi


Auf der einen Seite braucht es weltweit immer mehr Nahrungsmittel, auf der anderen Seite sollten Ressourcen und Umwelt geschont werden. Wie geht das zusammen? Das landwirtschaftliche Konzept der Permakultur möchte dieses Dilemma lösen. Das Ziel: Ein sich selbst regulierendes System zu schaffen, das minimaler Eingriffe bedarf, um dauerhaft in einem dynamischen Gleichgewicht zu bleiben. Auf diese Weise können mit tiefem Ressourcenverbrauch hohe Erträge erreicht werden. Vorbild dafür sind funktionierende Ökosysteme wie Wälder oder Seen.

Gute Planung ist zentral

Im Rahmen seiner Masterarbeit untersuchte BFH-HAFL-Absolvent Dario Principi die Rentabilität permakultureller Systeme mit Fokus auf die Herausforderungen ab dem dritten Betriebsjahr. Im bernischen Meikirch hat Dario Principi zusammen mit der dortigen Dorfgemeinschaft und einem Landwirt ein solidarisches Permakultur-Projekt aufgebaut. Ziel war, dass sich die beteiligten Personen teilweise selbst mit Gemüse, Früchten und Beeren versorgen können. Dazu war eine umfassende Grob- und Detailplanung nach Permakultur-Grundsätzen inklusive einer Beprobung des Bodens vonnöten. Diese diente als Grundlage für den Aufbau eines funktionierenden Gemeinschaftsgartens in den Jahren 2021 bis 2023 mit rund 20 aktiv involvierten Personen.

Auch nach Abschluss der Masterarbeit von Dario Principi bleibt der Gemeinschaftsgarten bestehen. «Die Gruppe wird – nebst dem Gemüseanbau – etwas mehr auf mehrjährige Kulturen wie Halbstammobst, Beeren oder Feigen setzen», sagt der Agronom. Mit den Jahren würden dann allmählich die Vorteile der Permakultur-Bewirtschaftung und die positiven Einflüsse von Hecken und Obstbäumen zum Zuge kommen.
 

Dario Principi bei der Arbeit im Gemeinschaftsgarten in Meikirch. Bild: BFH-HAFL
Dario Principi bei der Arbeit im Gemeinschaftsgarten in Meikirch. Bild: BFH-HAFL

Ertragseinbusse im dritten Jahr

Parallel dazu führte Dario Principi im solothurnischen Lüsslingen-Nennigkofen eine Fallstudie zur Wirtschaftlichkeit der Permakultur – ebenfalls in der Zeitspanne von 2021 bis 2023 – durch. Die Resultate sind vielversprechend: Der Arbeitsverdienst, welcher in der Permakultur erwirtschaftet wurde, war vergleichbar mit dem Arbeitsverdienst auf anderen Betrieben in der Schweizer Talregion. Doch kam es zu einem finanziellen Einbruch im dritten Betriebsjahr: Lag der Arbeitsverdienst 2021 leicht über jenem der Talregion, sank er im Jahr darauf leicht darunter und 2023 schliesslich deutlich unter denjenigen der ersten beiden untersuchten Jahre. Das Problem: Erträge von Hochstammobst, Kiwi, Feige und Wildobst setzen erst zirka ab dem fünften Jahr ein. Kulturen wie Spargel oder Niederstammobst könnten laut Principi helfen, diese ertragsschwache Phase zu überbrücken. Auch ertragsreiche einjährige Kulturen wie Kürbis könnten helfen, einen regelmässigen Ertrag zu gewährleisten.  

So kann ein Permakultur-System gelingen

«Ganz wichtig sind aus meiner Sicht die Menschen im System. Wenn die Menschen sich nicht mit der gewählten Produktionsform identifizieren können, scheitert auch das beste Permakultur-System»», ist Dario Principi überzeugt. Deswegen sei es wichtig, dass die Systeme so angelegt sind, dass sie den Menschen entsprechen. Zudem müsse sich der Arbeitsaufwand in Grenzen halten, sonst entstehe für die Beteiligten schon bald eine Überforderung. «Aus diesem Grund ist es besser klein anzufangen, auszuprobieren und nicht perfekt sein zu wollen».
 

Die Vielfalt ist, was einen Permakultur-Garten ausmacht. Und schützt vor unliebsamen Unkräutern. Bild: Dario Principi
Die Vielfalt ist, was einen Permakultur-Garten ausmacht. Und schützt vor unliebsamen Unkräutern. Bild: Dario Principi

Vielfalt als Schlüsselprinzip

Zentral sei auch, so Dario Principi, dass das System dem jeweiligen Standort angepasst sei und Pflanzen zum Einsatz kommen, die auch einen gewissen Ertrag bringen. «Mehrjährige Pflanzen, wie zum Beispiel Baumreihen im Ackerbau, Hecken im Futterbau oder ein Waldgarten haben einen stabilisierenden Effekt auf das System», sagt der BFH-HAFL-Absolvent. Denn mehrjährige Pflanzen hätten tiefere Wurzeln und somit einen besseren Zugang zum Wasser. Zudem könnten sie besser Nährstoffe binden, Erosion vorbeugen und anderen Pflanzen Schatten spenden. Noch wichtiger ist Dario Principi jedoch die Vielfalt. «Je vielfältiger die Artenzusammensetzung desto eher werden die ökologischen Nischen durch Nutzpflanzen statt durch Unkräuter besetzt», sagt er. Im Rahmen seiner Untersuchung habe er festgestellt, dass die Sortenwahl, vor allem in Bezug auf Krankheits- und Schädlingsresistenzen, einen sehr grossen Einfluss auf die Stabilität des Systems hätten. Sind all diese Faktoren erfüllt, kann ein Permakultur-System funktionieren und einen stabilen Ertrag abwerfen.
 

Ältere Bäume können andere Pflanzen vor einer zu starken Sonneneinstrahlung schützen. Bild: Dario Principi
Ältere Bäume können andere Pflanzen vor einer zu starken Sonneneinstrahlung schützen. Bild: Dario Principi

Mehr erfahren

Fachgebiet: Agronomie + Wald
Rubrik: Forschungseinheit