Es stinkt wieder – aber weniger

03.04.2024 Seit Anfang Jahr muss Gülle mittels emissionsarmer Technik auf den Feldern ausgebracht werden. Das ist besser für die Umwelt und schont gleichzeitig unsere Nasen.

Sobald es wärmer wird, sticht uns beim Spazierengehen oder auf dem Velo ab und zu ein unangenehmer Geruch in die Nase: Die Landwirte und Landwirtinnen bringen Gülle aus. Der Geruch ist das eine Problem, das grössere sind die Emissionen, die dabei in die Luft gelangen. Dieser Ammoniakverlust macht zwischen 30 und 50 Prozent der landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen in den europäischen Ländern aus. Um dieses Risiko zu senken, muss Gülle seit Anfang Jahr emissionsarm ausgebracht werden, zum Beispiel mittels Schleppschlauch oder Schleppschuh. Beim Schleppschlauch wird die Gülle streifenförmig auf den Boden abgelegt, beim Schleppschuh wird sie ebenfalls streifenförmig leicht in den Boden gedrückt. Beide Methoden sorgen dafür, dass weniger Ammoniak in die Luft gelangt und es auch weniger stinkt. Doch wurden früher und jetzt noch immer Stimmen laut, die dies bezweifeln.

In 17 Feldversuchen haben Forschende der BFH-HAFL, der Bundesämter BAFU und BLW sowie Agroscope gemessen, wieviel Ammoniak je nach Ausbringtechnik, den Eigenschaften der Gülle und den vorherrschenden Wetterverhältnissen entweicht.
 

Schleppschlauchverteiler beim Einsatz auf Grasland. Foto: Thomas Kupper, BFH-HAFL
Schleppschlauchverteiler beim Einsatz auf Grasland. Foto: Thomas Kupper, BFH-HAFL

Wetter und Verdünnung sind zentral

«Unsere Versuche haben bestätigt, dass die Ammoniakemissionen beim Ausbringen von Gülle mit Schleppschlauch und -schuh um rund 30 bis 60 Prozent reduziert werden können», sagt Thomas Kupper, Leiter der Forschungsgruppe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BFH-HAFL. Dabei seien neben der emissionsmindernden Ausbringtechnik vor allem zwei Faktoren von zentraler Bedeutung. «Das Verdünnen der Gülle und das Ausbringen bei kühler, windstiller Witterung bringt eine zusätzliche Emissionsreduktion», so der Experte für den Stickstoff-Kreislauf und Ammoniak-Emissionen. Ideal sei zudem, wenn das Güllen kurz vor leichtem Regen erfolge.  

Dies legt – vor allem für Skeptiker – nahe, dass bei Berücksichtigung dieser Faktoren auch mit einem Breitverteiler, einem bisherigen Ausbringungssystem, welches die Gülle breitflächig auf dem Acker verspritzt, eine ausreichende Emissionsreduktion möglich wäre. Doch sei es nicht immer möglich, die Gülle zu Zeiten mit witterungsbedingt niedrigem Emissionspotenzial auszubringen, sagt Thomas Kupper. Daher sei die Verwendung von emissionsmindernden Techniken zwingend und sollte wenn möglich immer in Kombination mit Gülleverdünnung und günstiger Witterung erfolgen. Zumindest, wenn die Topografie dies zulasse. So muss ab einer Hangneigung von 18 Prozent nicht unbedingt ein Schleppschlauch eingesetzt werden. Ebenfalls vom Obligatorium ausgenommen sind Betriebe mit weniger als drei Hektaren düngbarer Fläche.

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Redaktion

Fachgebiet: Agronomie + Wald