Burundi-Kaffee und Agrarökologie an der BFH-HAFL

28.06.2023 Träumerei oder praktische Lösung? Am Jahresevent des HAFL Instituts Hugo P. Cecchini diskutierten Expert*innen über Nachhaltigkeit in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und das Potenzial von Agrarökologie. Sie erlebten den transdisziplinären Ansatz auch spielerisch.

Die Teilnehmenden des Debatten-Spiels diskutieren, wie der Kaffeesektor entwickelt werden soll. Am Ende gibts eine Abstimmung. (Bild: BFH-HAFL)
Die Teilnehmenden des Debatten-Spiels diskutieren, wie der Kaffeesektor entwickelt werden soll. Am Ende gibts eine Abstimmung. (Bild: BFH-HAFL)


Alle sassen an einem Tisch: Kaneza, der Kaffeebauer, eine Forscherin von der Regierungsstelle für die Entwicklung des Kaffeesektors in Burundi, eine Kaffeeimporteurin, der Kaffeekäufer, NGOs, die im Bereich Mikrofinanzen und Zertifikate tätig sind. Dann begann die grosse Debatte: Das gleichnamige Spiel «The Big Debate» dreht sich um die Frage, ob Agrarökologie der richtige Ansatz für nachhaltigen Kaffee in Burundi ist. Die Agronominnen Ingrid Fromm und Célia Bühler vom HAFL Institut Hugo P. Cecchini (HPCI) haben das Rollenspiel gerade erst entwickelt und luden während des Jahresveranstaltung des Instituts zu einer Runde ein – die angereiste Regierungsdelegation aus Burundi spielte selbstverständlich mit!

Und so funktioniert es: Die Mitspielenden übernehmen eine Rolle und debattieren über Massnahmen, wie der Kaffeesektor aus drei Perspektiven – Unterstützung, Markt und Produktion – entwickelt werden kann. Dann wird abgestimmt, entweder mit einer grünen oder roten Karte, um eine Massnahme zu genehmigen oder abzulehnen. Ziel des Spiels ist es, dass die Teilnehmenden die Herausforderungen des Kaffeesektors in Burundi und die Perspektiven der verschiedenen Interessengruppen kennenlernen und das Potenzial der Agrarökologie einschätzen können. «The Big Debate» war eines von vier Spielen, die die Teilnehmenden der HPCI-Jahresveranstaltung hautnah erleben konnten.

«Die Anzahl wissenschaftlicher Publikationen, die den Begriff Agrarökologie verwenden, ist in den letzten fünf oder sechs Jahren stark gestiegen.»

Prof. Dr. Dominique Guenat Ehemaliger Leiter des HPCI

Was ist Agrarökologie eigentlich?

Agrarökologie war das Thema der Veranstaltung: Ein träumerischer Modewort oder eine Lösung für nachhaltige Landschaften und Lebensmittelsysteme?» – so der Titel. Madeleine Kaufmann vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und ehemalige Studentin der BFH-HAFL erläuterte das Konzept der Agrarökologie, das auf verschiedenen Prinzipien beruht. Im Kern verfolgt sie gemäss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) einen ganzheitlichen und integrierten Ansatz, um Landwirtschaft und Ernährungssysteme nachhaltiger zu gestalten. Dieser Ansatz vereint ökologische und soziale Konzepte sowie Grundsätze für nachhaltige Landwirtschafts- und Lebensmittelsysteme

Dominique Guenat, der frühere Institutsleiter, fügte hinzu, dass die Agrarökologie zunehmend beliebter werde. «Die Anzahl wissenschaftlicher Publikationen, die diesen Begriff verwenden, ist in den letzten fünf oder sechs Jahren stark gestiegen», erklärte er. Und Urs Niggli, Präsident des Instituts für Agrarökologie und ehemaliger Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), beschrieb in seinem Vortrag die transformative Kraft der Agrarökologie in der Landwirtschaft und im Lebensmittelkonsum.

Podium zum Thema Agrarökologie (von links nach rechts): Marylaure Crettaz Corredor, Dominique Guenat, Stefanie Pondini und Christoph Studer.
Podium zum Thema Agrarökologie (von links nach rechts): Marylaure Crettaz Corredor, Dominique Guenat, Stefanie Pondini und Christoph Studer.

Guenat und Studer verabschiedet

Die Podiumsdiskussion konzentrierte sich auf die Frage, wie das HAFL-Institut Hugo P. Cecchini die Agrarökologie unterstützen kann. Unter der Moderation des neuen Institutsleiters Zenebe Uraguchi beantworteten Stefanie Pondini (Stiftung Biovision), Marylaure Crettaz Corredor (DEZA) und die scheidenden BFH-HAFL-Professoren Dominique Guenat und Christoph Studer Fragen, bevor Zenebe das Mikrofon an das Publikum übergab. Die Anwesenden diskutierten angeregt über mögliche Massnahmen, kamen jedoch aufgrund der Komplexität des Themas zu keiner eindeutigen Schlussfolgerung.

Zum Abschluss wurden Dominique Guenat und Christoph Studer auf die Bühne gebeten, um einige denkwürdige Momente aus ihren 26 bzw. 22 Jahren an der HAFL zu präsentieren. Sie sprachen über ihre bevorzugten Forschungsprojekte, insbesondere solche im globalen Süden, sowie über ihre positiven Erfahrungen mit den Studierenden. Nancy Bourgeois, Leiterin der Gruppe Internationale Landwirtschaft, erklärte, dass ihre gute Arbeit fortgesetzt werde.


Weitere Informationen zum Spiel «The Big Debate» erhalten Sie bei Célia Bühler.

Das HAFL Institut Hugo P. Cecchini

Das HAFL Institut Hugo P. Cecchini trägt zur Entwicklung nachhaltiger kleinbäuerlicher Agrar-, Forst- und Ernährungssysteme in Lateinamerika, Asien und Afrika bei. Die jährliche Veranstaltung bringt Partner und Mitwirkende zusammen, um aktuelle Themen der internationalen Entwicklungsagenda zu diskutieren.

Weiterführende Informationen:

Website des Instituts 

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Fachgebiet: Agronomie + Wald, Life Sciences + Lebensmittelwissenschaften