Teamsport Soziale Arbeit? Interview mit YB-Spielerin und Studentin Laura Frey

31.01.2023 Sie studiert im 5. Semester Soziale Arbeit an der BFH. Gleichzeitig ist Laura Frey bei den Frauen des BSC YB in der obersten Schweizer Liga stark gefordert. Was motiviert die 22-Jährige in Studium und Beruf auf höchstem Niveau mitzuhalten? Gibt es zwischen Fussball und Sozialer Arbeit Parallelen? Dies und mehr erfahren Sie im Folgenden.

Laura Frey, was motiviert Sie, Studium und Fussball unter einen Hut zu bringen?

Der Fussball ist meine Leidenschaft! Er ist für mich ein wichtiger Ausgleich, bei dem ich abschalten und an andere Dinge denken kann. Auch wenn ich noch etwas fürs Studium machen muss, hilft er mir. Ich komme an die frische Luft und bin danach motivierter.

Doch ich möchte nicht nur auf die Karte Fussball setzen. Das Berufliche bereitet mir ebenfalls viel Freude. Ich arbeite gerne mit Kindern. Die Arbeit in meinen bisherigen Praktika, in zwei Heilpädagogischen Schulen, hat mir sehr viel gegeben. Und ich freue mich sehr auf neue Erfahrungen, die ich beim nächsten Praktikum im Kindesschutz machen werde. Ich kann mir vorstellen, später einen Master in Heilpädagogik zu machen. Vorher möchte ich aber noch andere Berufsfelder der Sozialen Arbeit kennenlernen. Das Studium bietet mir die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. 

Laura Frey: Vom Frauenfussball kann frau in der Schweiz nicht leben.
Laura Frey: «Sport hat viel mit Gefühlen zu tun. […] Ich versuche meine Emotionen zu kontrollieren. Das hat mir im Praktikum geholfen […]»»

Wie sieht Ihr Wochenalltag aus?

Ich trainiere unter der Woche vier Mal. Ausser am Donnerstag mache ich mich jeden Abend nach dem letzten Modul auf ins Training. Als ich mit dem Studium angefangen habe, wusste ich nicht so genau, worauf ich mich da einlasse. Zum Glück sind Fussball und Studium zeitlich meistens aneinander vorbeigegangen. Die Module enden kurz vor 17 Uhr. Das Training ist im nahen Neufeld und beginnt um 18 Uhr. Es gäbe auch Morgentrainings, an welchen ich jedoch nicht teilnehmen kann. Aufgrund der Arbeit oder des Studiums ist es vielen meiner Teamkameradinnen ebenfalls nicht möglich teilzunehmen. Vielfach sind es die jüngeren Spielerinnen, welche eine Sportschule besuchen, die teilweise zwei Mal täglich trainieren können. 

Wichtig ist für mich, dass ich mir selbst einteilen kann, wie viele Module ich nehme, und wann ich sie besuche. Mittwochs gab es jedoch bereits Überschneidungen. Da musste ich das Training auslassen, ausnahmsweise. Ideal für mich ist, dass die Angebote wechseln und nicht immer dieselben Module abends stattfinden. Damit habe ich die Gelegenheit, mich nach meinem Interesse einzuschreiben. 

Ich habe vor, das Studium in sieben Semestern abzuschliessen. Mir bleiben noch ein Praxismodul und die Bachelorthesis. Das bedeutet, ich komme ungefähr so voran, wie die meisten Mitstudierenden. 

Sie erwähnen das Praktikum. Wie lief es dort?

Das war etwas schwieriger. Ich habe lange gesucht, um etwas Passendes zu finden. Mein erstes Praxismodul für die Hochschule machte ich in einer Heilpädagogischen Schule. Da ich an einer solchen Schule schon mein Praktikum während der Fachmittelschule gemacht habe, wusste ich, dass mich das interessiert. Obwohl ich das Praxismodul nun in Interlaken machte, reichte es zeitlich, zum Training zurück in Bern zu sein. 

Im Februar 2023 beginne ich mein zweites Praxismodul, hier in der Stadt Bern. Ich mache es beim Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz der Stadt, im Bereich Kindesschutz. Die Stelle hat Büroarbeitszeiten. Wegen der Nähe sollte es zeitlich passen, um rechtzeitig ins Training zu kommen.

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«Um Erfolg zu haben, muss das Team funktionieren. Dazu gehört auch, dass man Erfolge und Misserfolge teilt»: Laura Frey über Parallelen zwischen Fussball und Sozialer Arbeit.

Welche Ziele verfolgen Sie im Fussball?

Im Moment ist mein Ziel, dass ich wieder fit werde und spielen kann. Ich habe mich im Sommer am Fuss verletzt. Dank Physiotherapie konnte ich vorübergehend wieder spielen. Seit einem Match im November spürte ich die Verletzung erneut, weshalb ich mich für eine Operation entschieden habe. Ich muss nun pausieren. Ich hoffe, dass ich dann wieder Spielzeit habe, denn der Konkurrenzkampf im Team ist gross. Im Januar möchte ich ins Trainingslager mitreisen.

Wenn ich das Studium beendet habe, will ich auf meinem Beruf arbeiten. Dann muss ich schauen, wie es weitergeht. Mir ist beides sehr wichtig. Vom Frauenfussball kann man in der Schweiz auch kaum leben. 

Merkt man Ihnen beim Fussball die Sozialarbeiterin an?

Ich würde es selbst nicht so formulieren, aber vielleicht sehen das einige so. Wir haben verschiedene Funktionen im Team: Es gibt z.B. Motivationsleader, Kommunikationsleader und soziale Leader. Ich bin Teil der Letzteren. Wir sind aufmerksam, wenn es jemandem mal nicht so gut geht oder jemand mehr Mühe hat. Auch wenn es mal zwischen zweien nicht so funktioniert, dann schauen wir sozialen Leader. Die Stimmung im Team ist wichtig und sehr gut. 

Wie hilft Ihnen die Erfahrung als Sportlerin in Studium und Beruf?

Ich musste immer Disziplin aufbringen, um Ausbildung und Training zu bewältigen. Beim Arbeiten merkt man wohl auch, dass ich aus einem Teamsport komme. Denn mir ist das Zwischenmenschliche wichtig - zum Beispiel, dass ich eine Beziehung zu andern aufbaue und mit ihnen wertschätzend umgehe. Wie bei der Arbeit muss es auch auf dem Feld als Team funktionieren, um Erfolg zu haben. Dazu gehört auch, dass man Erfolge und Misserfolge teilt!

Fussball löst Emotionen aus. Wie gehen Sie damit um?  

Sport hat sehr viel mit Gefühlen zu tun. Ich bin eher eine zurückhaltende Sportlerin. Ich versuche meine Emotionen zu kontrollieren. Das hat mir im Praktikum geholfen, aber ich muss noch erfahren, was es mit mir macht, wenn ich vermehrt richtig schwierige Geschichten höre. Dann ist es vielleicht anders.

Auf dem Spielfeld werde ich nicht schnell laut. Im Spiel bin ich sehr präsent und kann im fairen Rahmen auch aggressiv sein. Wir haben eine neue Trainerin. Ihr Temperament überträgt sich auf unsere Spielweise. Wir agieren sehr entschlossen und geben immer alles. Im Moment sind wir auf dem vierten Rang platziert. Da wir gegen die besser klassierten Teams nur knapp verloren haben, bin ich überzeugt, dass wir aufholen können. Ich freue mich auf die Rückrunde.

Interview vom 20. Dezember 2022

Persönlicher Steckbrief

Jahrgang

2001

Wohnort

Spiez, wo sie auch aufgewachsen ist

Schulen

Fachmittelschule Thun

 

Studium

Aktuell im 5. Semester

Lieblingsmodule

Konfliktmanagement
Methodisches Handeln in transkulturellen Settings
Shakespeare - die Welt ist eine Bühne

Leidenschaft Fussball

Ich spiele seit dem vierten Lebensjahr.

Grösster Erfolg

Schweizermeisterin mit der U-19

Aktuelles Team

BSC YB Frauen

Position

Aussenverteidigerin