Ein Drittel der Schweizer Unternehmen digital auf Kurs

14.12.2023 Eine neue Studie, die swissICT in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule und der Fachhochschule Nordwestschweiz erarbeitet hat, untersucht die digitale Reife der Schweizer Wirtschaft und Verwaltung. Die Studienautor*innen kommen zum Schluss, dass bei zwei Dritteln der Unternehmen Handlungsbedarf im Bereich der Digitalisierung besteht.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Auf dem Schweizer Werkplatz existieren drei ähnlich grosse Gruppen: Unternehmen, die auf Kurs sind (35%), solche mit kleineren, aber sich summierenden Problemen (39%) und Unternehmen mit grossem Handlungsbedarf (26%). In der Verwaltung ist ein Viertel der Ämter auf Kurs.
  • Erhoben wurden die digitalen Reifegrade der Unternehmen in einer Selbstbeurteilung auf Basis des «Digital Excellence Checkups» von swissICT, mit den sieben Reifedimensionen untersucht werden.
  • Über alle Branchen hinweg besteht in allen Reifedimensionen Handlungsbedarf. Die grössten Gaps bestehen in den Bereichen «Strategie und Transformationsmanagement» sowie «Daten».
  • Der erstmals erscheinende «Digital Excellence Report» enthält die Resultate aus über 600 untersuchten Schweizer Unternehmen und über 1300 Befragungsteilnehmenden sowie zusätzlich Empfehlungen für die Gestaltung der digitalen Transformation. Der Report ist ab sofort kostenlos verfügbar unter diesem Link.
Grafik: Verteilung der Kombinationen aus durchschnittlicher Dimensionsrelevanz und Maturität
Verteilung der Kombinationen aus durchschnittlicher Dimensionsrelevanz und Maturität

«Wie fit ist meine Organisation, wenn es um die digitale Transformation geht?» fragen sich viele Führungskräfte in Schweizer Unternehmen und Verwaltungen. Die Antwort mit dem Blick nach innen und dem Vergleich mit der Branche liefert der digitale Reifegrad. In Kooperation mit swssICT hat ein Team von Forschenden der Berner Fachhochschule BFH und der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW eine Studie mit dem Titel «Digital Excellence Report 2023» verfasst. Basierend auf der Selbsteinschätzung von Unternehmen und Verwaltungen wird der digitale Reifegrad für den Werkplatz Schweiz beleuchtet.

Grundlagen der Studie

Erhoben wurden die digitalen Reifegrade der Unternehmen in einer Selbstbeurteilung auf Basis des «Digital Excellence Checkups» von swissICT, mit dem sieben Reifedimensionen untersucht werden. Damit können Organisationen eine Selbsteinschätzung des digitalen Status quo vornehmen.
Um den Handlungsbedarf der Digitalisierung zu ermitteln, wurden die Einschätzung der Relevanz und die Einschätzung der eigenen Maturität einander gegenübergestellt. Wo die Maturität niedrig und die Relevanz hoch ist, gehen die Autor:innen von hohem Handlungsbedarf aus. Umgekehrt weisen ähnliche Werte bei der Relevanzeinschätzung und bei der Maturitätsbeurteilung darauf hin, dass sich Organisationen nach ihrer Selbsteinschätzung auf Kurs befinden.

Das «Big Picture»: Es herrscht Handlungsbedarf in allen Branchen

Die Autor:innen haben Daten von über 600 Schweizer Unternehmen und von über 1300 Befragungsteilnehmenden analysiert. Die Auswertung zeigt ein überraschend homogenes, aber gleichzeitig beunruhigendes Bild: In allen Branchen gibt es signifikanten Handlungsbedarf.

Ein Viertel der Organisationen hat einen sehr grossen Handlungsbedarf. In den Dimensionen «Strategie und Transformationsmanagement» sowie «Daten» besteht der grösste Handlungsbedarf. «Von allen Fragen, die die Teilnehmenden beantworteten, weist jene die schlechtesten Erfüllungswerte auf, die das Vorhandensein messbarer Transformationsziele im Unternehmen und die Zielverfolgung erhebt», bemerkt Prof. Bramwell Kaltenrieder, Projektleiter der Studie. «Dass bei zwei Dritteln der Unternehmen der digitale Status quo und die digitale Ambition noch auseinanderliegen, ist vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich.»

Grafik: Digitale Position der Branchen
Digitale Position der Branchen

Die Details: grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen

Ein Drittel der Unternehmen ist auf Kurs. Ein Prozent der Organisationen ist sogar weit fortgeschritten, während ein Viertel der Unternehmen sehr grossen Handlungsbedarf hat. Es lassen sich damit drei Gruppen von Unternehmen unterscheiden, welche ähnlich gross sind. Jene auf Kurs, solche mit kleineren Problemen und Unternehmen mit grossen Problemen.

Die Gruppe der digital Fitten

Die erste Gruppe der Unternehmen (35%) kommt mit der digitalen Transformation gut zurecht. Sie meistern die Herausforderungen bislang erfolgreich – einige wenige sogar exzellent. Diese Gruppe der digital gut Aufgestellten wird dominiert durch Unternehmen, für welche die digitale Transformation mittelhohe Relevanz hat und die einen mittleren Maturitätsgrad erreicht haben.

Der Mittelbereich: mittlere bis hohe Relevanz und summierende Defizite

Die zweite Gruppe (39%) besteht aus Unternehmen, welche kleinere, aber sich summierende Defizite haben. Die eine Hälfte dieser Unternehmen sieht in der digitalen Transformation eine besonders hohe Relevanz, die andere Hälfte sieht eine durchschnittliche Relevanz.

Zum Schluss: grosser Gap zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die dritte Gruppe (26%) besteht aus Unternehmen, die weit entfernt vom anvisierten Transformationsgrad sind. Charakteristisch für Unternehmen mit grossem Handlungsbedarf ist, dass für sie die digitale Transformation überdurchschnittlich relevant ist, sie aber trotzdem zum letzten Fünftel in Bezug auf den Maturitätsgrad zählen. Christian Hunziker, Geschäftsführer von swissICT, ist überrascht: «Aktuell steht die Schweiz in internationalen Rankings bei verschiedenen Themen weit vorne. Dass wir in der digitalen Transformation derart Handlungsbedarf haben, zeigt, dass es das Engagement von swissICT mehr denn je braucht!» Digitale Transformation bedeute Führungsverantwortung und der Report zeige, wie sensibel die Lage auf dem Werkplatz Schweiz sei, meint Hunziker.

Nach diesen sieben Dimensionen wurde die Auswertung im Digital Excellence Report vorgenommen.

  1. Strategie- und Transformationsmanagement stellt sicher, dass sich die Organisation langfristig erfolgreich in attraktiven Märkten behauptet. In dieser Dimension werden die konsequente Ausrichtung der Geschäftsstrategie auf neue Möglichkeiten von digitalen Technologien sowie die klare Planung, Steuerung und Führung der digitalen Transformation berücksichtigt.
  2. Die Unternehmens- und Führungskultur bestimmen in hohem Masse, inwiefern zukunftsweisende Strategien und zwingende Veränderungen überhaupt umgesetzt werden können. In dieser Dimension werden die Offenheit der Mitarbeitenden gegenüber digitalen Technologien sowie das Verständnis für die Bedeutung und Konsequenzen von digitalem Wandel angestrebt.
  3. Mittels Innovationsmanagement steigert die Organisation die Zufriedenheit ihrer Kunden und verbessert so ihre Position am Markt. In dieser Dimension wird die Nutzung von digitalen Technologien für die Erneuerung von Prozessen, Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen geprüft.
  4. Erfolgreiches Customer Experience Management steigert die Kundenzufriedenheit sowie die Abschluss- und Weiterempfehlungsrate. In dieser Dimension werden das Verständnis für Kundenbedürfnisse sowie die Ausrichtung des Kundenerlebnisses auf das veränderte Kundenverhalten geprüft.
  5. Professionelle Prozessautomatisierung steigert sowohl die Effizienz als auch die Qualität von Prozessen. In dieser Dimension wird geprüft, ob wirtschaftliche Potentiale digitaler Technologien bei der Verbesserung und Automatisierung von Prozessen genutzt werden.
  6. Professionelles ICT-Management beschleunigt Prozesse des Kerngeschäfts und bildet dazu die Grundlage für neue digitale Produkte, Services, Kommunikation und Transaktionen. Mit dieser Dimension wird geprüft, ob Betrieb und Entwicklung von digitalen Technologien auf die neuen Herausforderungen der digitalen Transformation ausgerichtet sind.
  7. Mittels Datenmanagement wird neues Wissen generiert, um solidere Entscheidungen treffen zu können. Damit wird die Basis geschaffen für den Betrieb kompletter Wertschöpfungssysteme, die nicht vor der Organisationsgrenze halt machen. Mit dieser Dimension wird geprüft, ob die Organisation ein professionelles Datenmanagement lebt und ob Daten für die Erneuerung von Prozessen, Angeboten und Geschäftsmodellen genutzt werden.

Sponsoren

Ermöglicht wurde die Auswertung der Studiendaten und die Aufbereitung des Digital Excellence Reports dank der Unterstützung folgender Partner: Confer!, digitalswitzerland, Dreamlab Technologies, Exploit Management Advisory, Graphax, Helsana, Intersys

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