«Ich will Aufmerksamkeit schaffen»

15.11.2022 Stillstand ist nichts für sie: Angela Brotschi studiert neben ihrem Job als Scrum Master und Prozessmanagerin in unserem Master Digital Business Administration. Sie berichtet über ihr preisgekröntes Praxisprojekt und erläutert anhand ihrer eigenen Erfahrung, mit welchen Herausforderungen sich Frauen in IT-Berufen immer noch konfrontiert sehen.

Angela Brotschi fühlt sich wohl in einer Umgebung, die von Veränderungen geprägt ist. Die Prozessmanagerin schätzt Agilität nicht nur in ihrer beruflichen Tätigkeit bei der PostFinance, sondern auch im Studium. Nach einem Bachelorabschluss in International Business arbeitet sie 80% und studiert daneben im Master Digital Business Administration an der Berner Fachhochschule. Das Studium gefällt ihr gut – auch dank der Art, wie die Inhalte vermittelt werden: «Wir arbeiten oft in Teams, haben kurze Lernzyklen und wenig klassischen Frontalunterricht. Das passt gut zu mir.» Mehr Kollaboration, weniger Vorgaben also. Damit einher gehen aber auch eine hohe Selbstverantwortung und viel Organisationsaufwand. Den Spagat meistert Brotschi erfolgreich – auch dank der Flexibilität ihres Arbeitgebers. Dessen «Remote First»-Ansatz ermöglicht es ihr, häufig im Homeoffice zu arbeiten. So spart sie viel Zeit, die sie sonst für ihren Arbeitsweg aufwenden müsste. 

Profilbild Angela Brotschi

Erfolgreicher Live Case dank gutem Team-Spirit 

Ein wesentlicher Teil des Master-Studiums sind die so genannten «Live Cases». Dabei präsentieren Unternehmen zu Beginn des Semesters eine reale Herausforderung aus dem Geschäftsalltag – natürlich mit Bezug zu digitalen Themen. Die Studierenden erarbeiten anschliessend in Teams Konzepte, Prototypen und Lösungsvorschläge, die sie am Ende des Semesters den Unternehmensvertreter*innen präsentieren. Angela Brotschi arbeitete im vergangenen Semester an einem Live Case für das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT). Gemeinsam mit ihren Kommiliton*innen hat sie eine digitale Geschäftsstrategie und einen One-Stop-Shop für die Mitarbeitenden des BIT erstellt, um deren hybride Arbeitsweise zu unterstützen. Die Verantwortlichen des BIT waren vom Teamergebnis derart begeistert, dass Angela Brotschi und ihr Team den ersten «BIT-Award» für die beste Lösung gewannen. Die Zusammenarbeit mit dem BIT erlebte Brotschi sehr angenehm: «Obwohl ich die Kultur des BIT noch nicht als divers wahrgenommen habe, zeigten sich die Verantwortlichen sehr offen für neue Ideen und Lösungen und wir konnten uns regelmässig mit ihnen austauschen.» Als Erfolgsfaktor sieht sie unter anderem die Diversität innerhalb ihres Teams: «Wir kamen aus verschiedenen Bereichen, sind auch neben dem Studium befreundet und konnten so eine Out-of-the-Box-Lösung entwickeln, die überzeugte.» 

Bestehende Hierarchien und Denkweisen hinterfragen 

Dank Diversität zu besseren Lösungen: Was viele Studien und die Fachliteratur zeigen, ist in Angela Brotschis Berufsalltag nicht immer Realität. Sie ist immer noch eine unter wenigen Frauen, die einem MINT-Beruf nachgeht und sich in diesem Berufsfeld weiterbildet. Die Gründe für den – mehrheitlich weiblichen – Fachkräftemangel in IT-Berufen sind aus ihrer Sicht vielfältig und auch auf andere Berufsfelder übertragbar: «Zum einen sind es veraltete Kulturen und verstaubte Hierarchien, die traditionell eher Männer bevorzugen. Frauen müssen aus meiner Sicht mehr leisten, um in eine Führungsposition zu gelangen, da historisch gesehen immer noch sehr oft weniger qualifizierte Männer an diesen Positionen festhalten. Das ist anstrengend.» Sie höre auch oft, dass sie noch zu jung sei, um bei einem Thema mitzudiskutieren: «Ich glaube, das ist bei Männern weniger schlimm. Nach meiner Erfahrung müssen sie sich, zumindest wenn sie 30 Jahre oder älter sind, weniger stark beweisen.» Zudem mangle es an weiblichen Vorbildern, an denen man sich orientieren könne. 

Die Digitalexpertin möchte die Situation aber nicht einfach so akzeptieren, sondern mit gutem Beispiel vorangehen. So spricht Angela Brotschi beispielsweise offen an, wenn unangebrachte Kommentare in Sitzungen gemacht werden oder eine Person aufgrund ihres Geschlechts oder Alters benachteiligt wird. «Es geht mir dabei überhaupt nicht darum, jemanden blosszustellen, sondern Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen», sagt sie. Abschrecken lässt sie sich jedenfalls nicht: «Ich mag die Aufgaben und das sich rasch verändernde, durch die fortschreitende Digitalisierung getriebene Umfeld in MINT-Berufen.»  

Über den Master Digital Business Administration 

Praxisnah und erfolgsversprechend: Mit unserem Master Digital Business Administration sind Sie in der Lage, Unternehmen und Organisationen fit für die digitale Zukunft zu machen. Sammeln Sie wertvolle Erfahrungen in realen Digitalisierungsprojekten mit Live-Case-Partnerorganisationen während Ihres Studiums und profitieren Sie von der Kooperation mit internationalen Hochschulen und sowie unserem Double Degree Angebot. 

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