«Wir müssen die Sicht unseres Gegenübers verstehen»

05.06.2023 Passen IT-Lösungen nicht zu den Bedürfnissen des Kerngeschäfts, sind die Erfolgsaussichten schlecht. Michael Kocher ist Leiter Informatik von Transgourmet Schweiz, seit kurzem Partner unseres Instituts Digital Technology Management. Im Interview erzählt er, was er sich von der Partnerschaft erhofft und wie Transgourmet die Verbindung von Business und IT pflegt.

Herr Kocher, weshalb hat sich Transgourmet Schweiz entschieden, Partner unseres Instituts Digital Technology Management zu werden?  

Wir sehen den grossen Vorteil darin, dass wir als Unternehmen auf wissenschaftliche Expertisen zurückgreifen können und einen anderen Blickwinkel auf Themen wie z.B. die Digitalisierung von Prozessen erhalten. Im Gegenzug können wir mit Fällen aus der Praxis Beispiele geben, um die Forschenden zu unterstützen und eine praxisorientierte Sicht einbringen. Wir erhoffen uns, gute Fachkräfte für den Markt zu gewinnen und damit dem Mangel entgegenzuwirken. Wenn ein*e Absolvent*in zu Transgourmet kommen möchte, sind wir natürlich sehr offen.  

Als Leiter Informatik von Transgourmet beschäftigen Sie sich intensiv mit Prozessen und Technologien. Welche Rolle nimmt der Mensch dabei ein? 

Wir versuchen uns in die Anwender*innen unserer digitalen Produkte zu versetzen und so eine benutzerfreundliche Lösung zu finden. Dafür müssen wir die Sicht unseres Gegenübers verstehen. Oft geht es auch darum, Kontext für eine Aufgabe zu schaffen. Unsere Product Owner suchen aktiv den Austausch, um diese Kanäle zu pflegen. 

Sie setzen beim Einsatz von Software grösstenteils auf Eigenproduktion. Welches sind die Beweggründe dafür? 

Genau, wir entwickeln einen grossen Teil der Software für unsere Kernprozesse selbst – mit allen Vor- und Nachteilen. Zum einen können wir so sehr individuelle Prozessanpassungen machen und den «Best Fit» erreichen, zum anderen erhalten wir dadurch eine hohe Prozesskompetenz in der Informatik. Normale Workplace-Software kaufen wir selbstverständlich ein, und setzen da auf die grossen Player am Markt. 

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre IT-Entwickler*innen Lösungen gestalten, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen von Transgourmet entsprechen? 

In der abstrakten Welt der Informatik kann man sehr schnell den Bezug zur «Geschäftsrealität» verlieren. Deshalb haben wir im Jahr 2022 das Programm «Raus ins Feld» zum ersten Mal durchgeführt. Dabei müssen alle Mitarbeiter*innen der IT mindestens einen Tag in einem unserer Prodega-Märkte oder an einem Logistik-Standort von Transgourmet mitarbeiten. Konkret heisst das: eine Inventur mitmachen, Chauffeure bei der Belieferung begleiten oder Bestellungen rüsten. Das schärft den Blick für die Prozesse und zeigt, wo und wie unsere IT-Produkte eingesetzt werden. Wenn wir sehen, welchen Einfluss unsere Arbeit hat – und wie viel Freude oder Ärger sie verursacht oder welche Probleme unsere Kolleg*innen an der Front haben – dann können wir die beste und sinnvollste Lösung finden.  

Zudem haben wir im Laufe des letzten Jahres die IT-Organisation so ausgerichtet, dass wir noch näher an den Prozessen sind und unser Kerngeschäft besser beraten können. Wir erwarten, dass alle IT-Mitarbeiter*innen unsere Geschäftsprozesse verstehen. 

«Wenn wir sehen, welchen Einfluss unsere Arbeit hat, können wir die beste und sinnvollste Lösung finden.»

Michael Kocher,
Michael Kocher, Leiter Informatik, Transgourmet Schweiz

Wertschätzung und Nachhaltigkeit können sehr eng miteinander verbunden sein. Wie vereinbaren Sie diese Themen bei Transgourmet? 

Nachhaltigkeit ist bei uns im Unternehmen ein sehr grosses Thema. Wir haben verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte in Bezug auf Sortiment, Umwelt- und Klimaschutz sowie Mitarbeitende und Gesellschaft. Unsere Mitarbeiter*innen sind ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie und in diesem Rahmen müssen wir sie befähigen und entwickeln. Dabei geht es um Kontext, Verständnis und Stolz an der eigenen Arbeit. Nicht umsonst lautet unser Motto: «Wir Menschen machen den Unterschied.» 

Über Transgourmet Schweiz

Transgourmet Schweiz ist führend im Schweizer Abhol- und Belieferungsgrosshandel für die Gastronomie, Hotellerie und den Detailhandel. Das Vollsortiment umfasst über 25‘000 Artikel. Schweizweit betreibt das Unternehmen 31 Prodega-Abholmärkte sowie 10 Transgourmet-Regionallager und beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende. 

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