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Kompetent handeln bei Schwindel – für Pflege, Therapie und Medizin
03.07.2025 In ihrer Arbeit als Advanced Practice Nurse erlebt Rachel Jenkins, wie stark Schwindel das Leben von Betroffenen einschränken kann. Eine interprofessionelle Weiterbildung zeigt Gesundheitsfachpersonen, wie sie gezielt diagnostizieren und wirksam behandeln können.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Interview erklärt die Dozentin Rachel Jenkins, wie wichtig fundierte Diagnostik und interprofessionelle Zusammenarbeit im Umgang mit Schwindel sind.
- Der Kurs «Diagnostik und Management Schwindel» richtet sich an Gesundheitsfachpersonen und vermittelt praxisnahes Wissen sowie direkt anwendbare Instrumente.
- Ziel ist es, verschiedene Schwindelformen sicher zu erkennen, gezielte Assessments durchzuführen und Betroffene wirksam im Alltag zu unterstützen.

Mit welchen Herausforderungen kommen die Teilnehmenden typischerweise in den Kurs «Diagnostik und Management Schwindel»?
Frau Müller ist eine meiner Klient*innen: Sie leidet an einem visuell induzierten Schwindel und an einer funktionellen Gangstörung. Im Alltag ist sie dadurch massiv eingeschränkt. Sie liegt morgens oft regungslos im Bett und lebt in ständiger Angst vor einem Sturz. Früher aktiv und kontaktfreudig, geht sie heute so wenig wie möglich aus dem Haus und zieht sich aus ihren gewohnten Aktivitäten und Kontakten zurück.
Frau Müller ist nur eine von vielen Betroffenen, denen ich in meiner Arbeit als APN (Advanced Practice Nurse) begegne. Als Health Professionals sehen wir immer wieder Menschen, die durch Schwindel einen hohen Leidensdruck haben und im Alltag stark eingeschränkt sind.
Wie können wir diese Menschen unterstützen und ihre Symptome lindern? Die Diagnostik und Therapie der verschiedenen Schwindelformen ist anspruchsvoll und erfordert differenziertes Wissen und praktisches Können. Gerade chronischer Schwindel fordert das multiprofessionelle Team heraus. Es braucht versierte Therapeut*innen, Pflegende und Mediziner*innen, die gut zusammenarbeiten. So kann die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen spürbar verbessert werden.
«Als Health Professionals begegnen wir immer wieder Menschen, die durch Schwindel stark eingeschränkt sind. Wir brauchen differenziertes Wissen und praktische Skills, um wirksam helfen zu können.»
Zur Person
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Rachel Jenkins ist Advanced Practice Nurse (APN) Somatic Care bei Spitex Zürich. Sie begleitet Menschen in komplexen gesundheitlichen Situationen zu Hause, führt Clinical Assessments durch und koordiniert die Versorgung im interprofessionellen Team. Nach ihrem Pflegeabschluss 1989 arbeitete sie im stationären Bereich, später Jahre in der Bildungsarbeit. Seit 2008 ist sie in der ambulanten Versorgung tätig, unter anderem in einer hausärztlichen Gruppenpraxis und bei städtischen Beratungsstellen. Sie verfügt über einen MScN mit Schwerpunkt Clinical Excellence, einen MAS in Public Health und ist Erwachsenenbildnerin. Rachel Jenkins ist Dozentin des interprofessionellen Kurses «Diagnostik und Management Schwindel» an der BFH.
Was erwartet die Teilnehmenden in der Weiterbildung – und warum lohnt es sich?
Möchten die Teilnehmenden erfahren, welche verschiedenen Formen von Schwindel es gibt und wie diese diagnostisch unterschieden werden? Möchten sie eine zielgerichtete Anamnese erheben können, um die relevanten Faktoren zur Schwindelproblematik zu erfassen? Und möchten sie anschliessend die richtigen «Hands-on»-Clinical-Assessments und Untersuchungsstrategien anwenden und Interventionen einleiten? Dann sind sie im Modul «Diagnostik und Management Schwindel» goldrichtig.
Praktiker*innen vermitteln im Kurs wirksame Behandlungsformen:
- Heike Kubat zeigt physiotherapeutische Interventionen zur Verminderung von Schwindel und Verbesserung des Gleichgewichtssinns.
- Andy Gerber erklärt alles, was die Teilnehmenden schon immer wissen wollten über den Zusammenhang von Schwindel und Medikamenten.
- Gemeinsam mit Ursula Meier Köhler von der BFU wenden wir ein elektronisches Erfassungsinstrument an, um das Sturzrisiko im häuslichen Umfeld zu reduzieren. Zudem lernen wir ein Bewegungsprogramm kennen, das der Sturzangst entgegenwirkt.
- Und last but not least bringt uns Marzio Scarpa die Möglichkeiten der basalen Stimulation näher, um mit vestibulären Angeboten Schwindelsymptome zu reduzieren.
Ich freue mich auf die spannenden Kurstage, die Inputs aus der täglichen Praxis mit Schwindelbetroffenen und auf den regen Austausch mit interessierten Teilnehmenden aus Therapie, Pflege und der medizinischer Versorgung.
«Viele Kursinhalte lassen sich direkt umsetzen – von klinischen Assessments bis zum Epley-Manöver. Die Weiterbildung fördert zudem eine effektive Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen.»
Welche Methoden oder Ansätze nutzt du als Dozentin, um praxisnahe und sofort anwendbare Inhalte zu vermitteln?
Für mich steht und fällt ein Kurs damit, ob neues Wissen und neue Kompetenzen in den Berufsalltag integriert werden können. In diesem Kurs ist uns das besonders wichtig: Die Dozierenden arbeiten mit Praxisbeispielen der Teilnehmenden. Sie werden sicher viele Aha-Erlebnisse haben, die helfen, die eigenen praktischen Erfahrungen besser zu verstehen.
Die Teilnehmenden erhalten praxisnahe Instrumente, z. B. Assessments und die Differenzierung verschiedener Schwindelformen. Interventionen wie z. B. das Epley-Manöver werden so lange im Kurs geübt, bis sie sicher in der Praxis angewendet werden können. Viele Inhalte lassen sich direkt umsetzen; andere vertiefen das Verständnis und fördern die Handlungskompetenz im Berufsalltag. So arbeiten die Kursteilnehmenden künftig effektiver mit anderen Berufsgruppen zusammen – für eine optimale Betreuung von Menschen mit Schwindel.