«Zuvor konnte ich mich nicht entscheiden»

02.02.2021 Berufspraxis und Studium aus einem Guss. Das bietet die Berner Fachhochschule mit dem Bachelor-Studiengang für Maturanden. Die 18-jährige Luana Schmid hat im Sommer das Medizininformatikstudium in Biel begonnen und arbeitet parallel dazu im Bürgerspital Solothurn.

Luana Schmid, was hat Sie bewogen nach derMatura ein Studium an der Fachhochschule
zu beginnen?

Luana Schmid: Nach den vier Jahren intensiven Lernens am Gymnasium hatte ich keine Lust, an der Uni weitere drei bis fünf Jahre Theorie zu büffeln. Die Fachhochschule mit dem Praxisbezug, den interaktiven Lerntools und den Gruppenarbeiten sagt mir weit mehr zu.

Was hat den Ausschlag für die Medizininformatik gegeben und was soll man sich darunter überhaupt vorstellen?

Die Infoveranstaltung der BFH in Biel. Mich interessiert so vieles, dass ich mich zuvor nicht für eine Branche entscheiden konnte. Mit dem Einblick ins Living Lab mit Arztpraxis, Apotheke und Forschungsumgebung am Höheweg sah ich für mich die perfekte Kombination von Digitalisierung und Gesundheitswesen. Medizininformatik kümmert sich um alle digitalen Bereiche der Patientenbetreuung: Dossierführung, Betreuung der Software auf medizinischen Geräten und Unterstützung von Ärzten und Pflegenden in administrativen Fragen.

Wie haben Sie vom neuen Praxisintegrierten Bachelorstudium (PiBS) gehört?

Ich ging davon aus, dass ich zur Zulassung an der BFH ein Praktikum brauchen würde. Als ich am Infotag vom neu geschaffenen PiBS hörte, war ich begeistert. Sofort studieren und gleichzeitig im Spital arbeiten zu können, ist die optimale Lösung.

Mussten Sie sich selbst um den Praktikumsplatz bemühen? 

Nein, das hat die BFH für mich übernommen. Mein Chef am Bürgerspital Solothurn hat selbst in Biel Medizininformatik studiert. Er hat sich bereit erklärt, mit mir als Praktikantin das vierjährige PiBS-Experiment zu wagen. Die ersten zwei Jahre arbeite ich im Support, nachher in der eigentlichen Medizininformatikabteilung.

Wie sieht Ihr Berufs- und Studienalltag aus?

Montag bis Mittwochmittag bin ich im Bürgerspital tätig, wobei ich vorerst teilweise im Homeoffice arbeite. Der Rest der Woche, ab Mittwochnachmittag bis Freitagabend, gehört dem Studium, wobei dieses derzeit komplett im Fernstudium stattfindet.

Welchen Stellenwert haben für Sie praktische Tätigkeiten?

Ich bin sehr praktisch veranlagt. Tagelang nur vor dem Bildschirm zu sitzen, wäre nichts für mich. Darum ist der Austausch mit dem medizinischen Personal für mich so wichtig, der Gang in verschiedene Abteilungen, unterschiedliche Geräte und Fragestellungen. Übrigens supporten wir im Bürgerspital auch die Standorte Olten, Grenchen und Dornach und die psychiatrische Klinik. Jetzt, mit so viel Homeoffice, bin ich dankbar, dass ich oft mit dem Hund spazieren gehen und mich draussen bewegen kann. In normalen Zeiten spiele ich zum Ausgleich Volleyball, mit regelmässigen Trainings und Turnieren.

Welche Erfahrungen haben Sie seit dem Start im Sommer mit dem PiBS gemacht?

Ausgesprochen gute Erfahrungen. Mit einer weiteren PiBS Studentin bin ich in der Klasse der Teilzeitstudierenden integriert – ein Lehrgang mit weniger als 20 Personen. Die Arbeit im Spital konnte ich einen Monat vor Studienbeginn anfangen, so dass nicht alles auf einmal kam. Diesen Monat habe ich genutzt, um an der BFH einen Einführungskurs ins Programmieren zu belegen, denn programmiert hatte ich in der Schule nur wenig. Bisher ist alles reibungslos gegangen. Das PiBS ist so interessant, dass ich mir vorstellen kann, dass sich bald viele Maturanden dafür einschreiben wollen.

Interview: Daniela Deck | Bieler Tagblatt

Praxisintegrierter Bachelor-Studiengang

Praxisintegriertes Bacheleorstudium

Seit 2018 bietet die Berner Fachhochschule (BFH) den Praxisintegrierten Bachelor-
Studiengang (PiBS) für Gymnasiasten an, in den Sparten Informatik, Medizininformatik, Elektrotechnik und Informationstechnologie sowie Wirtschaftsingenieurwesen.
Bisher mussten junge Erwachsene nach der Matura eine berufliche Praxis von zwölf Monaten nachweisen, um ein Studium an der BFH zu absolvieren. Nun können sie von der Schule nahtlos an die BFH wechseln. Der vierjährige PiBS Studiengang verbindet Berufserfahrung und Theorie. Voraussetzung dafür ist ein passender Praktikumsplatz. 

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