Elisa Kaufmann – «Etwas machen, das Menschen hilft»

Elisa Kaufmann arbeitet als Doktorandin im Institute for Human Centered Energineering, das dem Zentrum Health Technologies angeschlossen ist. Sie entwickelt eine neuartige Technologie zur Nervenstimulation, welche zum Ziel hat, die Rückbildung von Muskeln wie beispielsweise dem Zwerchfell während einer künstlichen Beatmung zu verhindern. Ihr Antrieb ist es, mitzuhelfen «Lösungen an der Grenze zwischen Technologie und Medizin zu finden, die den Alltag von betroffenen Menschen vereinfachen».

Elisa

Frau Kaufmann, Sie arbeiten seit dem Abschluss Ihres Masters in Biomedical Engineering im Institute for Human Centered Engineering der BFH an Ihrer Doktorarbeit. Worum geht es dabei genau?

Ich arbeite an einer neuartigen Technologie zur Nervenstimulation mittels Interferenzmustern. Eine potentielle Anwendung der Interferenz-Stiumlation ist die Innervierung des Zwerchfellnervs (Nervus Phrenicus), sodass das Zwerchfell auch während einer künstlichen Beatmung aktiviert wird. Wenn dies gelingt, arbeitet der Zwerchfellmuskel weiter und bildet sich auch während einer künstlichen Beatmung nicht zurück. Diese Rückbildung des Zwerchfellmuskels ist heute ein grosses Problem in der Rehabilitation nach einer künstlichen Beatmung. An der Stimulation des Nervs arbeiten zurzeit verschiedene Forschungsteams. In meinem Projekt wird der Nerv über elektrische Impulse stimuliert, die von Elektroden, die an einem Speiseröhren-Katheter angebracht sind, ausgesendet werden. Wir streben eine möglichst einfache und minimal-invasive Lösung an.

Wie läuft die Forschungstätigkeit bei einer Doktorarbeit ab? Arbeiten Sie allein oder im Team?

Das ist das Schöne an meiner Arbeit innerhalb des Zentrums Health Technologies: Ich habe einerseits bei der Formulierung meiner Idee grosse Freiheiten und kann meine eigenen Ziele verfolgen. Ich kann aber auch auf ein grosses Team zurückgreifen. So verwende ich zum Beispiel einen Katheter, der in einem früheren Projekt zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen entwickelt wurde, arbeite eng mit Ärzten des Universitätsspitals Bern zusammen und mein in vitro Setup wird zurzeit gerade von einem Bachelorstudenten als Teil seiner Thesisarbeit gebaut.

Wollten Sie immer schon in die Forschung?

Nein, es war nie mein Ziel zu doktorieren oder in der Forschung zu arbeiten. Während meiner Lehre als Konstrukteurin bei der Synthes habe ich gemerkt, dass ich gerne etwas machen würde, das Menschen hilft. Neue Methoden werden in der Medizin gebraucht. Mein Antrieb dabei ist es, den natürlichen Heilungsprozess zu unterstützen und eine künstliche Lösung möglichst ähnlich der natürlichen zu konstruieren, so dass es dann wirklich funktioniert. Forschungsarbeit kann sehr anstrengend sein, wenn man im Dunklen nach einer Lösung sucht. Wenn man diese dann aber findet, ist es ein extrem schönes Gefühl.

Ist das auch die Motivation für Ihre Doktorarbeit?

Ja, es motiviert mich, wenn ich sehe, dass ich Menschen helfen kann. Dass sich der Alltag dadurch für die betroffenen Menschen erleichtert oder die Genesung schneller von statten geht. Ich lerne gerne Neues dazu, damit ich eine Lösung für ein Problem finden kann, die wirklich gebraucht wird.

Was schätzen Sie an der Berner Fachhochschule?

Ich schätze die Zusammenarbeit sehr. Wir sind ein junges Team, es kommen viele neue Impulse zusammen, viel Motivation. Die Zusammenarbeit macht Spass. Es ist auch schön zu sehen, wie junge Studentinnen und Studenten gefördert werden und motiviert werden dazu, weiterzumachen. Und wie diese Studentinnen und Studenten in den Institutsalltag integriert werden.

Was wäre Ihr Rat für junge Studentinnen und Studenten?

Den Fokus weit halten, frei denken, an vielen Facetten und neuen Technologien interessiert sein. Bei einem Projekt spielen immer sehr viele Faktoren zusammen. Ich musste zum Beispiel etwas über Schweineanatomie lernen, was sehr spannend war. Für junge Studentinnen und Studenten ist es aber vor allem wichtig dran zu bleiben. Und an seine eigenen Fähigkeiten zu glauben und selbstbewusst zu bleiben. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich gar nichts weiss. Aber man weiss viel mehr, als man denkt. Gerade in einer Institution wie der Berner Fachhochschule ist es wichtig, sich zu trauen, auf die Expertinnen und Experten zuzugehen und um Hilfe zu fragen. Denn wenn man sich traut, bekommt man sehr viele Informationen.

Was sind Ihre Ziele und Pläne für die berufliche Zukunft?

Ich würde gerne in der Nervenstimulation bleiben und auch zukünftig nach dem Potenzial von elektrischen Stimulationen suchen und diese ausschöpfen. Gerne würde ich weiterhin an neuen Methoden forschen und meinen Alltag zwischen Entwicklungsbüro und Operationssaal verbringen. Zuerst einmal möchte ich aber mein Doktorrat abschliessen und eventuell auch die entwickelte Methode auf den Markt bringen.

Steckbrief

Departement

Technik und Informatik

Institut

Zentrum Health Technologies / Institute for Human Centered Engineering

Studiengang

PhD in Biomedical Engineering (in Zusammenarbeit mit der Universität Bern)

Funktion

Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin

Kontakt

Elisa Kaufmann
elisa.kaufmann@bfh.ch