Thomas Baumgartner – «Für mich ist entscheidend, dass ich meine Ideen einbringen kann»

Thomas Baumgartner ist mit der Firma PRiOT rasant gestartet und blickt optimistisch in die Zukunft. Beim Aufbau des Unternehmens profitierte er von der Erfahrung seiner Geschäftspartner und von der dynamischen Entwicklung auf dem Gebiet des Internet of Things (IoT).

Sie haben eine Lehre als Automechaniker gemacht, dann Automobiltechnik studiert und sind nun in einem ganz anderen Gebiet gelandet, dem Internet of Things. Ist das nicht ein erstaunlicher Weg?

Nicht unbedingt, denn von der Automobiltechnik zu IoT war der Schritt gar nicht so gross. Irgendwann im Studium begann ich, mich vertieft mit der Datenerfassung bei Fahrzeugen zu beschäftigen. Ich fand das extrem spannend und blieb dann auch im Masterstudium bei diesem Thema. Das Objekt, an dem die Messungen vorgenommen werden, ist heute nicht mehr das Auto, sondern ein Luftfilter oder eine Photovoltaik-Anlage. Aber es geht immer noch um das Messen, Analysieren und Verwerten von Daten.

Im Oktober 2019 haben Sie mit zwei Partnern die Firma PRiOT gegründet. Wollten Sie schon immer Unternehmer werden?

Nein, das hat sich eher so ergeben. Als Automobiltechnik-Student denkt man ja nicht unbedingt daran, ein Unternehmen zu gründen und selbst Autos zu produzieren. Auf dem Gebiet der IoT-Technologie, mit der ich mich dann immer mehr beschäftigte, ist das eher möglich. Schliesslich bot sich die Möglichkeit, eine Idee mit einer eigenen Firma zu vermarkten.

War es ein guter Entscheid, Unternehmer zu werden?

Auf alle Fälle, ich habe ihn nie bereut.

Was gefällt Ihnen an dieser Rolle? Dass Sie keinen Chef haben?

Das auch. Für mich ist entscheidend, dass ich meine Ideen einbringen kann. Die werden nicht einfach von jemandem angenommen oder verworfen, sondern man diskutiert sie im Team und entscheidet gemeinsam über die Umsetzung. Diese Freiheit gefällt mir, auch wenn sie natürlich mit viel Verantwortung verbunden ist. Wenn man falsche Entscheide trifft, muss man die Konsequenzen tragen. Aber wenn es gut läuft, darf man sich das auch selbst zuschreiben.

Viele Jungunternehmer durchleben am Anfang eine harte Zeit. Wie war das bei Ihrer Firma?

Ich habe davon profitiert, dass meine Geschäftspartner Beat Ritler und Peter Affolter bereits Erfahrungen als Unternehmer einbrachten. Dadurch hatten wir es sicher einfacher und konnten Fehler vermeiden, die Start-ups sonst häufig machen.

Was war für Sie persönlich die grösste Herausforderung?

Als Ingenieur hatte ich mich zuvor immer auf das Technische konzentriert. Nun kamen die betriebswirtschaftliche Sicht und rechtliche Fragen dazu, die für das Funktionieren eines Unternehmens genauso wichtig sind. Ich musste also plötzlich auch Dingen meine Aufmerksamkeit schenken, die mich vorher wenig beschäftigt hatten.

Hat Sie das Studium auf die Unternehmertätigkeit vorbereitet?

Ich konnte mir im Studium sicher theoretisches Wissen aneignen. Aber ich hätte wohl Betriebswirtschaft studieren müssen, um wirklich darauf vorbereitet zu sein, dieses Wissen auch umsetzen zu können. Deshalb war es so wertvoll, mit erfahrenen Unternehmern im Team zu starten.

Wann genau entschieden Sie sich, ein Unternehmen zu gründen?

Der Ursprung war ein Projekt, das die BFH zusammen mit Beat Ritlers Firma RESiQ durchführte. Es ging darum, mit Hilfe von IoT einen effizienteren Prozess für die Überwachung von Luftfiltern zu entwickeln. Wir konnten die Machbarkeit unseres Verfahrens bei einem Kunden an 30 Anlagen nachweisen. Danach wollte dieser Kunde weitere 2000 Luftfilter mit unserem Monitoring ausrüsten. Das hätte aber den Rahmen der bisherigen Zusammenarbeitsform gesprengt und hätte auch nicht zur Kerntätigkeit der Firma RESiQ gepasst. Da war die Gründung einer eigenen Firma die logische Konsequenz und wohl auch die einzige Möglichkeit, dieses Projekt umzusetzen.

Die Nachfrage und ein erster Auftrag waren also schon da, als sie PRiOT gründeten – eine gute Ausgangslage für ein junges Unternehmen.

Wir hätten unsere Firma auch schon früher gründen können, da wir bereits 2016 wussten, dass unser Konzept funktioniert. Aber wir warteten zu, bis wir unseren ersten grossen Auftrag hatten. So konnten wir die Durststrecke vermeiden, die Start-ups am Anfang häufig durchmachen.

Anderthalb Jahre nach der Firmengründung bieten Sie neben dem Filtermonitoring weitere IoT-Lösungen an, zum Beispiel für Betreiber von Solaranlagen oder zur Überwachung der Dichtheit von Flachdächern. Expandieren Sie bereits?

Wir wollten die IoT-Technologie von Anfang an auf verschiedenen Gebieten einsetzen. Es war uns wichtig, unser Unternehmen auf mehrere Standbeine zu stellen und nicht nur auf das Filtermonitoring zu setzen. Konkrete Ideen ergaben sich dann im Austausch mit unserem Umfeld, zum Beispiel mit einer Dachdecker-Firma. Die Firma RESiQ ihrerseits war interessiert an der Erfassung und Verarbeitung von Daten der Solaranlagen, die sie plant und installiert. Bisher haben wir eigentlich nicht selbst nach neuen Anwendungen gesucht, die Ideen wurden eher an uns herangetragen.

Mit IoT scheinen Sie also auf das richtige Pferd gesetzt zu haben. Ist der Erfolg garantiert?

Man kann mit IoT vieles machen, aber aus meiner Sicht ist manches auch Nonsens. Für uns als Firma ist es entscheidend, dass wir uns auf Anwendungen konzentrieren, für die es ein echtes Bedürfnis gibt. Bisher gelingt uns das. Unsere Firma wächst und entwickelt sich.

Thomas Baumgartner BFH
Thomas Baumgartner, PRiOT – Professional IoT-Solutions

Steckbrief

Spin-off

PRiOT

Funktion

Leiter Entwicklung

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PRiOT.ch