«Wir sind Teil des Wandels im öffentlichen Sektor»

19.04.2024 Die Schweizerische Post ist seit November 2023 Partnerin unseres Instituts Public Sector Transformation. Im Interview beantwortet Neven Katuric, Stellvertretender Leiter E-Government, die Frage, wie Digitalisierung, Briefe und Päckli zusammenpassen und was sich die Post von der Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule verspricht.

Die Post transportiert heute nicht nur Pakete und Briefe, sondern bietet auch digitale Services an. Wie passt das zusammen? 

Die Post garantiert seit 175 Jahren den sicheren und vertrauenswürdigen Versand von Informationen. Heute geschieht ein Grossteil der Kommunikation und Interaktion digital, daher hat die Post ihre Dienstleistungen erweitert und in den Aufbau neuer Kompetenzen investiert. Sie hat in Neuenburg ein Zentrum für Verschlüsselungstechnologie aufgebaut. Hier hat unser Team das neue E-Voting-System entwickelt, das den hohen rechtlichen Anforderungen des Bundes entspricht. Das System ist nun seit knapp einem Jahr erfolgreich in vier Kantonen im Einsatz.

Die Post digitalisiert mit der ePost-App den Briefversand. Wie ist es dazu gekommen, dass die Post auch Gemeindesoftware und weitere Services anbietet? 

Die Post hat intern Kompetenzen aufgebaut und zusätzlich ihr Know-how und Dienstleistungsangebot im digitalen Geschäftsfeld mit gezielten Zukäufen erweitert. Für die öffentliche Verwaltung bietet die Post somit ein sehr umfassendes Angebot von Lösungen von der digitalen Identifikation und rechtsgültigen Signatur über Kommunikationsplattformen, HR- und ERP-Lösungen für Kantone und Gemeinden bis hin zu Cybersecurity-Dienstleistungen für den Schutz gegen Cyberattacken. Unsere Kundinnen und Kunden profitieren so von Lösungen aus einer Hand, die den hohen Sicherheitsanforderungen der Schweizerischen Post entsprechen. 

«Damit Digitalisierung zwischen den involvierten Behörden aus Verwaltung, Bildung, Gesundheit und weiteren gelingen kann, sind Standardisierung, Interoperabilität und Zusammenarbeit unabdingbar.»

Neven Katuric 
Neven Katuric  Stv. Leiter E-Government, Post CH Kommunikation AG

Was sind aus Ihrer Sicht zentrale Herausforderungen für die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung? 

Die Schweiz ist ein föderales Land. Die drei Staatsebenen haben ihre jeweiligen Kompetenzen und Zuständigkeiten und damit eigene Verwaltungsstellen. Dies bringt den Vorteil, dass die öffentliche Verwaltung nahe an der Bevölkerung bzw. den Unternehmen ist. Den digitalen Wandel verlangsamt diese vielteilige Organisation der Verwaltung allerdings. Damit Digitalisierung zwischen den involvierten Behörden aus Verwaltung, Bildung, Gesundheit und weiteren gelingen kann, sind daher Standardisierung, Interoperabilität und Zusammenarbeit unabdingbar. Die zunehmende Cyberkriminalität stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Sowohl die öffentliche Verwaltung als auch die Lösungsanbieter sollen daher bei der Lösungsbeschaffung bzw. -Entwicklung ein besonderes Augenmerk auf End-to-End Verschlüsselungen, Cyberabwehrsysteme und kontinuierliche Sicherheitsprüfungen legen. So bilden wir gemeinsam eine sichere digitale Verwaltung, der die Schweizerinnen und Schweizer vertrauen.

Im Dienstleistungsangebot der Post berücksichtigen wir diese Herausforderungen und beraten unsere Kundinnen und Kunden entsprechend umfassend. 

Welche Rolle nimmt die Post in der digitalen Transformation des öffentlichen Sektors ein? 

Die Post als Unternehmen im Besitz des Bundes, und mit einem Service Public Auftrag für die ganze Schweiz, ist selbst Teil der öffentlichen Hand. Sie ist seit jeher eine vertrauenswürdige Partnerin von Bund, Kantonen und Gemeinden, wenn es um die Übermittlung von Informationen geht. Denken wir an den brieflichen Versand von Informationen, Steuerunterlagen, Abstimmungsmaterial oder jegliche Art von schriftlicher Verfügung.  

Die Post gibt es seit 1849. Seither hat sie sich weiterentwickelt, um den Anforderungen der Zeit zu entsprechen. Die Post ist damit einerseits selbst Teil des Wandels im öffentlichen Sektor und bietet der Verwaltung andererseits Lösungen und Hilfsmittel, um bei der digitalen Transformation vorne mit dabei zu sein.  

Was war die Motivation, sich als Partner des Instituts Public Sector Transformation der BFH zu engagieren und was erhofft ihr euch aus der Partnerschaft? 

Der Austausch mit der Wissenschaft ist für uns bereichernd. Die Forschung treibt theoretische und praktische Innovation voran, die wir als Lösungsanbieterin bei der (Weiter)Entwicklung unserer Produkte berücksichtigen. Die Ausbildung von Fachkräften im Bereich Digitalisierung und Technik ist für die Schweiz als Volkswirtschaft und die Post als eine der grössten IT-Arbeitgeberinnen des Landes zudem elementar. Mit der Partnerschaft zwischen dem Institut Public Sector Transformation der BFH und der Post können wir gegenseitig vom Wissen und der Erfahrung beider Organisationen profitieren. Aktuell arbeiten wir konkret zu den Themen Self Sovereign Identity, digitaler Service Public und agiles Leadership zusammen.  

Über die Schweizerische Post

Die Schweizerische Post AG ist eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft mit rund 46‘000 Angestellten. Sie beförderte im Jahr 2023 rund 1,6 Milliarden adressierte Briefe, 185 Millionen Pakete, transportierte 175 Millionen Reisende und verwaltete durchschnittlich 104 Milliarden Schweizer Franken Kundenvermögen. 

Unter dem Dach der Post werden die strategischen Konzerngesellschaften Post CH AG, PostFinance AG, PostAuto AG, Post CH Kommunikation AG und Post CH Netz AG geführt. Dadurch hat sie den nötigen unternehmerischen Handlungsspielraum für die Bewältigung ihrer vielfältigen Aufgaben. Eigentümer ist zu 100 Prozent der Bund. 

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