Umsetzung der Pflegeinitiative an der BFH

Im Sommer 2024 startete das Departement Gesundheit mit der Umsetzung der Pflegeinitiative. Ein Blick auf unsere aktuellen Massnahmen und zukünftigen Pläne zeigt, wie wir die Pflegeausbildung ausbauen und noch attraktiver gestalten wollen.

Mit der Annahme der Pflegeinitiative im November 2021 befürwortete die Bevölkerung eine stärkere Anerkennung und Förderung der Pflege als wesentlichen Bestandteil der Gesundheitsversorgung durch Bund und Kantone. Um den steigenden Bedarf an Pflegefachpersonen zu decken, muss die Anzahl Pflege-Studierender erhöht werden, da die Schweiz aktuell nur etwa die Hälfte des Bedarfs an Pflegefachpersonen an Fachhochschulen und Höheren Fachschulen ausbildet.  

 

Badge I: Ausbildungsoffensive

Projekte, Projektpartner und Förderorganisationen

Die BFH arbeitet zur Umsetzung ihrer Projekte mit verschiedenen Partnern und Förderorganisationen zusammen: Swissuniversities unterstützt die Umsetzung der Pflegeinitiative an den Fachhochschulen der Schweiz mit projektgebundenen Mitteln. Bei diesen Projekten wird jeweils die Hälfte von swissuniversities gefördert, die andere Hälfte wird durch die BFH finanziert.  
Auch der Kanton Bern ist aktiv in der Umsetzung der Pflegeinitiative. Die BFH ist eine von vielen Partner*innen im Gesundheitswesen des Kantons Bern, die an der Definition und der Umsetzung von Massnahmen beteiligt ist.  

Ziel der ersten Etappe der Pflegeinitiative ist es unter anderem, mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Mit den untenstehenden Projekten möchten wir die Studierendenzahlen steigern, den Zugang zum Studium erleichtern und die Attraktivität des Studiums steigern.  

Erhöhen der Anzahl Studierende

Plakatkampagne Pflegeinitiative

Mit der Kampagne «Hey Zukunft» stärkt die Berner Fachhochschule die Sichtbarkeit des Bachelor-Studiengangs Pflege. Drei Protagonist*innen teilen ihre Motivation für das Studium und ihre Begeisterung für den Pflegeberuf. Die Kampagne wird digital ausgespielt und ist auch physisch im öffentlichen Raum sichtbar.  
Ergänzend dazu bietet die BFH neu Schnuppertage in Bern und Basel an, bei denen Interessierte das Studium einen Tag lang hautnah erleben können. Das Studium wird dadurch greifbarer und noch Unentschlossene können sich vom Studium an der BFH überzeugen. 

Ziel der Kampagne ist es, die Bekanntheit des Studiengangs zu steigern, die Vorteile der Ausbildung sowie der Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen und mehr Anmeldungen für Infoveranstaltungen zu erzielen. Langfristig soll dies zu mehr Anmeldungen für das Bachelor-Studium Pflege führen – sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit. 

Links: www.bfh.ch/pflege 

Kontakt: Christian Wolf & Livia Graf

In diesem Projekt setzen sich die Fachhochschulen der Kantone Bern (BFH), Graubünden (FHGR), Luzern (HSLU), St. Gallen (OST), Tessin (SUPSI) und Zürich (ZHAW) gemeinsam dafür ein, die Anerkennung und Attraktivität des Bachelorstudiengangs Pflege (BSc) durch innovative Massnahmen zu steigern. Ziel ist es, hochschulübergreifend die Sichtbarkeit der BSc-Studiengänge zu erhöhen und dadurch langfristig mehr Studierende und Absolvent*innen für die Pflege zu gewinnen. 
Zur Förderung der akademischen Pflegebildung wird der Status quo bei Zielgruppen wie Pflege- und anderen Studierenden, Fach-/Maturandinnen und Berufsmittelschülerinnen erhoben. Zudem werden die Anerkennung akademischer Laufbahnen analysiert, ein gemeinsames Zielbild entwickelt, Sichtbarkeitsmassnahmen umgesetzt und evaluiert. Ein nachhaltiges Netzwerk sichert den langfristigen Erfolg. 

Kontakt: Prof. Dr. Sabine Hahn

Für den Bachelor-Studiengang in Pflege der BFH gilt eine Zugangsbeschränkung, ein so genannter Numerus Clausus – ähnlich wie in der Medizin auch. Dies, weil insbesondere Praktikumsplätze zur Ausbildung der Studierenden beschränkt sind. Die BFH kann nur so viele Studierende aufnehmen, wie in den Praktika auch ausgebildet werden können.  
Der Kanton Bern verpflichtet seine Leistungserbringer im Gesundheitswesen bereits seit 2012, Praktikant*innen aufzunehmen und entschädigt die Leistungserbringer für ihren Aufwand. Diese Regelung kennen allerdings nicht alle Kantone.  

Im Rahmen der Umsetzung der Pflegeinitiative hat der Kanton Bern nun entschieden, die Zugangsbeschränkung für den Bachelor of Science in Pflege aufzuheben und auf die Eignungsabklärung zu verzichten. 
In den letzten Jahren konnte die maximale Anzahl Studierende bis zur Zugangsbeschränkung nicht immer ganz erreicht werden. Mit dem Verzicht auf den Numerus Clausus erhofft sich der Kanton Bern, wieder mehr Studierende für die Bachelor-Stufe zu gewinnen.  

Medienmitteilung: Bachelor-Studiengang Pflege an der BFH ab 2026 ohne Studienplatzbeschränkung

Kontakt: Prof. Dr. Kaspar Küng

Entwicklung des Studiums

Fachangestellte Gesundheit und Betreuung (FAGE/FABE) sind aus dem Pflegealltag heute nicht mehr wegzudenken: Sie nehmen in Einrichtungen der Langzeitpflege, Spital und Spitex wichtige Aufgaben der Pflege und Betreuung war. Mit der Fach- oder Berufsmaturität verfügen FAGE/FABE über ideale Voraussetzungen, um an der Hochschule den akademischen Abschluss in Pflegewissenschaft zu erwerben. Dadurch sind sie in der Lage, die Pflegepraxis evidenzbasiert weiterzuentwickeln.  

Mit diesem Projekt spricht die BFH gezielt FABE/FAGE an, die die hochschulischen Voraussetzungen erfüllen und die im Rahmen des regulären Bachelorstudiums an der BFH Pflege studieren Ziel ist die Entwicklung eines individualierbaren Studienangebots für FAGE/FABE , das optimal auf den bestehenden Kompetenzen aufbaut, diese weiterentwickelt und im angestammten Praxisfeld einen gezielten Karriereschritt ermöglicht. Dazu gehören Möglichkeiten eines individualisierten Studienplans und spezifischer Schwerpunkte, die auf bestehenden Kompetenzen und Erfahrungen aufbauen. 

Links: Bildungssystematik Gesundheit Schweiz

Kontakt: Prof. Dr. Settimio Monteverde

Im Studium zur diplomierten Pflegefachperson BSc nehmen Simulationen eine zentrale Rolle ein. Das Spektrum reicht von einfachen Low Fidelity Simulationen, wie z.B. dem Üben einer Blutentnahme an einem Kunststoffarm bis hin zu anspruchsvollen Kommunikationstrainings mit Schauspielpatient*innen. Neu rücken High Fidelity Simulationen mit Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und realitätsnahen Manikins in den Fokus. Diese innovativen Methoden ermöglichen ein attraktives, praxisnahes Lernen in einem geschützten Rahmen. Die Studierenden trainieren pflegerische Fertigkeiten und üben komplexe Situationen realitätsnah ein. In Teamtrainings werden zudem Kommunikation, Zusammenarbeit und die klinische Entscheidungsfindung geschult. 

Der neue Fokus auf High Fidelity Simulationen fördert sowohl die individuelle Entwicklung als auch die interprofessionelle Handlungskompetenz - dies stärkt den Theorie-Praxis-Transfer und verbessert langfristig die Patient*innensicherheit. 

Kontakt: Rachel Hediger

Neue Unterrichtsformen unterstützen die Pflegeinitiative

Neue, flexible und integrierte Curricula erfordern neue, innovative und zeitgemässe Prüfungsformate. Programmatic Assessment ist ein Beurteilungsansatz, der mithilfe geeigneter Testformate valide Informationen über den Erwerb und die Entwicklung von Kompetenzen der Studierenden liefert.  

Programmatic Assessment zielt darauf ab, fundierte Entscheidungen zu wichtigen Zeitpunkten im Studium zu treffen. Innerhalb von Modulen werden mehrere gezielte Datenpunkte festgelegt, die in erster Linie dazu dienen, den Studierenden Informationen über ihren Kompetenzentwicklungsstand zu geben. Dadurch reflektieren Studierende proaktiv und wissen stets, wo sie hinsichtlich Kompetenzerwerb stehen. Kompetenznachweise erfolgen mit klarer pädagogischer Begründung, um sicherzustellen, dass eine Beurteilung zu einem bestimmten Zeitpunkt im Studienverlauf sinnvoll und effektiv ist. Am Ende einer Evaluationsphase wird eine Einschätzung zum Kompetenzfortschritt nicht auf der Grundlage eines einzelnen Kompetenznachweises getroffen, sondern anhand des von den Studierenden zusammengestellten Portfolios. Studierende lernen konstruktive Feedbacks zu analysieren und rechtzeitig geeignete Massnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass ihr Kompetenzerwerb planmässig verläuft.  

Kontakt: Prof. Dr. Kaspar Küng

Stärkung Theorie-Praxis-Transfer

Die studienbegleitende Praxisausbildung bildet im Bachelor-Studiengang Pflege einen wichtigen Teil des Studiums. Während den Praktika stellen die Studierenden unter anderem Verknüpfungen zwischen Theorie und Praxis her, entwickeln ihre berufsspezifischen Clinical Reasoning Fähigkeiten weiter und lernen mit dem anspruchsvollen klinischen Alltag in der Pflege umzugehen. Entsprechend vielfältig sind die Anforderungen auch an die Berufsbildner*innen. 

Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist für die Bachelor Studierenden ein wichtiger Teil in der klinischen Praxis. Hierbei sollen die Berufsbildner*innen optimal auf die Begleitung der Studierenden vorbereitet werden, damit eine professionelle Praxisausbildung gewährleistet werden kann. Wir verfolgen das Ziel, die Berufsbildner*innen gezielt zu fördern, damit ihre Ressourcen erweitert werden können und dadurch die Qualität der Praxisausbildung gewährleistet werden kann. Im Weiteren wird die Zusammenarbeit mit unseren Praxispartner*innen im direkten klinischen Feld gestärkt. 

Kontakt: Prof. Markus Berner

Praktika und Module in der Praxis sind wichtiger Bestandteil der Fachhochschulausbildung. Damit verbunden sind Verpflichtungen und Vorgaben für die Ausbildungsbetriebe, um optimales Lernen zu ermöglichen. In einigen Settings des Gesundheitswesens und für kleinere Organisationseinheiten kann es schwierig sein, diese Vorgaben zu erfüllen. In diesem Projekt arbeiten wir eng mit diese Praxispartnern zusammen, um neue innovative Lösungen für die Praxis- und Lehrerfahrung insbesondere für kleinere Organisationen gemeinsam zu entwickeln. 

Kontakt: Prof. Dr. Christoph von Dach und Prof. Dr. Sabine Hahn

Badge II: Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Ziel der zweiten Etappe der Pflegeinitiative ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege sowie die Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Berufsausstiege sollen damit verringert und die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden.  
Die BFH beforscht die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen bereits seit mehreren Jahren. Erwähnenswert ist die Studie Strain 2.0, welche Gesundheitsorganisationen die Möglichkeit bietet, um ihre Arbeitsbedingungen zu evaluieren und daraus Anhaltspunkte für Optimierungen zu identifizieren. 
Mit der untenstehenden Liste an Forschungsergebnissen können sich Gesundheitsorganisationen evidenzbasierte Impulse für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen holen. Bei Fragen können Sie sich gerne an die jeweiligen Projektleiter*innen wenden.  

News & Storys zur Pflegeinitiative