«Die Nachwuchsförderung in der Forschung ist mir besonders wichtig»

18.04.2024 Dr. Tamara Bucher leitet seit Anfang Jahr die Forschungsabteilung des Fachbereichs Ernährung und Diätetik an der Berner Fachhochschule. Zuletzt forschte die 39-Jährige an der University of Newcastle in Australien zu den Themen Ernährung und Konsumentenverhalten. Im Interview geht sie darauf ein, welche Forschungsschwerpunkte sie an der BFH setzen möchte und wo sie Herausforderungen sieht.

Tamara Bucher

Tamara Bucher, Sie haben ursprünglich Biochemie studiert und sind nun als Leiterin Forschung Ernährung und Diätetik tätig. Wie kommt es dazu und welche Aspekte der Ernährungs- und Diätetikforschung faszinieren Sie besonders?

Tamara Bucher: Mich hat schon immer fasziniert wie die biologischen Prozesse in unserem Körper funktionieren und wie verschiedene Substanzen unsere Gesundheit beeinflussen. Was wir jeden Tag essen, ist einer der wichtigsten Faktoren für unsere Gesundheit. 

In meinem Nachdiplomstudium Ernährung und Gesundheit habe ich dann gelernt, wie diese Faktoren genau funktionieren und wie eine gesunde Ernährung für verschiedene Bevölkerungsgruppen aussehen sollte. Ich habe dort auch gelernt, dass die Ernährungspsychologie eine wichtige Rolle spielt und dass unser Konsumverhalten von verschiedenen Faktoren beinflusst wird.

Im Bereich Ernährung und Diätetik forscht die BFH aktuell zu den Themen Fehl- und Mangelernährung, Nahrungsmittelallergien und funktionelle Darmerkrankungen, Ernährung von vulnerablen Personengruppen und pflanzenbasierte Ernährungsweisen. Wo sehen Sie das grösste Potenzial und wo möchten Sie weitere Schwerpunkte setzen?

Tamara Bucher: Im Moment bewegt sich gerade zum Thema Nachhaltigkeit sehr viel. Wir haben Projekte zu Themen wie vegane Ernährung, nachhaltiger Fleischkonsum und arbeiten in diesem Bereich auch eng mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL zusammen.

Weiter sind «mobile Health» , also Gesundheitsapps, und die Digitalisierung der Ernährungsprävention, -Interventionen und -Beratung zentrale Themen. Wir sind zum Beispiel in der Präventionsforschung sehr aktiv und arbeiten mit verschieden Disziplinen zusammen, um neue – auch technologische – Ressourcen zu entwickeln, welche die gesunde und nachhaltige Ernährung fördern.

 

Es gibt schweizweit noch immer relativ wenige Ernährungsberater*innen mit einem MSc- und PhD-Abschluss, die in der Forschung aktiv sind. Diese Kapazität brauchen wir dringend.

Prof. Dr. Tamara Bucher
Prof. Dr. Tamara Bucher Leiterin Forschung Ernährung und Diätetik

Welche Trends und Herausforderungen beobachten Sie im Bereich der Ernährung und Diätetik und wie möchten Sie diese bei Ihrer Arbeit begegnen? 

Tamara Bucher: Die globalen Trends beinflussen auch die Ernährung- und Dietätiksforschung. Zum Beispiel werden viele neue unterstützende Technogien für den Gesundheitsbereich partizipativ und mit Künstlicher Intelligenz entwickelt. Diese interdisziplinäre Arbeit wird immer wichtiger und wir sind hier sehr gut positioniert.

Eine Herausforderung in der Schweiz sind die verschiedenen Landessprachen. Wenn neue Ressourcen und Technologien entwickelt werden, sind diese meist erst nur in einer Sprache – oft Englisch – verfügbar und müssen auf unseren kulturellen und sprachlichen Kontext angepasst werden. Die kulturelle Diversität bereichert die Forschung und positioniert uns gut für die internationale Zusammenarbeit, braucht aber auch zusätzliche Ressourcen. 

Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Jahr in Ihrer neuen Position gesetzt?

Mein Ziel ist es, meine Gruppe bei den bereits bestehenden Projekten zu unterstützen und unsere Forschungskapazität auszubauen. Daneben ist mir die Nachwuchsförderung in der Forschung besonders wichtig: Die BFH ist bei der Ernährung- und Dietätikfoschung bereits sehr gut positioniert. Aber es gibt schweizweit noch immer relativ wenige Ernährungsberater*innen mit einem MSc- und PhD-Abschluss, die in der Forschung aktiv sind. Diese Kapazität brauchen wir dringend. 

Zur Person

Tamara Bucher hat an der ETH Zürich Biologie studiert und einen MAS in Ernährung und Gesundheit absolviert. Zwischen 2010 und 2013 schloss sie ihre Dissertation an der ETH zum Thema «Consumer Behaviour – Umgebungseinflüsse auf die Lebensmittelwahl (Nudging)» ab. Seit 2014 arbeitete sie an der University of Newcastle Australia, Faculty of Health and Medicine. Zuerst als Postdoc, später als Senior Lecturer und schliesslich als Associate Professor Food Science and Human Nutrition. In dieser Funktion leitete sie den BSc-Studiengang Food Science and Human Nutrition sowie das Doctoral Training Center Food and Agribusiness.

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