Kinder nachhaltig für vielseitiges Essen begeistern

13.09.2021 Der Grundstein für eine nachhaltig gesunde Ernährung wird in der Kindheit gelegt. Im Projekt «Kids Cooking@Home» untersuchte ein Forschungsteam der BFH, ob Kinder via App zum Mitkochen und zu gesünderem Essen zuhause animiert werden können.

Wie sich Kinder ernähren und was sie gern essen, wird zu einem grossen Teil zuhause von der Familie geprägt. Und doch finden gemäss Prof. Dr. Klazine Van der Horst, Leiterin angewandte Forschung und Entwicklung des Bereichs Ernährung und Diätetik der BFH Gesundheit (BFH-G), heute die meisten Interventionen zum Thema Ernährung in der Schule statt. «Mit dem Projekt ‘Kids Cooking@Home’ wollten wir untersuchen, wie wir eine Intervention für zuhause gestalten können», erklärt Van der Horst.

Kinder essen besser, wenn sie beim Zubereiten der Mahlzeiten mithelfen können. Diese Erfahrung hatte van der Horst in ihrer Forschung mit Koch-Workshops gemacht, die jeweils einmalig durchgeführt wurden. «Die Studie sollte zeigen, ob sich das Essverhalten durch regelmässiges gemeinsames Kochen auch nachhaltig verbessern lässt», sagt sie. Dazu wählte das Forschungsteam zwei tendenziell bei Kindern unbeliebte Lebensmittel, nämlich Vollkornpasta und Rosenkohl.

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Rezepte per App nach Hause

Um die Familien direkt und unkompliziert zu erreichen, entwickelte das Forschungsteam gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Fiedler vom Departement Technik und Informatik die «Kids Cooking@Home»-App. Über einen Zeitraum von zehn Wochen fanden die Kinder darin wöchentlich ein neues Rezept, das sie gemeinsam mit einem Elternteil kochen konnten. «Nach dem Essen erfassten die Eltern in der App, wie viel das Kind gegessen und wie ihm das Menü geschmeckt hatte», erklärt Franziska Scheidegger-Balmer, Mitglied im Forschungsteam und wissenschaftliche Assistentin im Bereich Ernährung und Diätetik der BFH Gesundheit.

Regelmässigkeit ist wichtig

Erste Auswertungen zeigen: Das regelmässige, gemeinsame Kochen mit der «Kids Cooking@Home»-App zeigte Wirkung. «Während zu Beginn 40 Prozent der Kinder Vollkornpasta positiv bewerteten, waren es am Schluss knapp 80 Prozent der insgesamt 25 Kinder», sagt van der Horst. Die Resultate beim Rosenkohl sind weniger klar. Schon zu Beginn nur von 13 Prozent der Kinder positiv bewertet, verzeichnete er nur eine leichte Steigerung. Van der Horst vermutet: «Beim Rosenkohl wäre wahrscheinlich eine längere Studiendauer notwendig.» Es habe sich jedoch auch da gezeigt, dass das regelmässige Probieren eines Lebensmittels einen Effekt habe. Und dies unabhängig davon, ob die Kinder mitgekocht hatten oder nicht. Denn auch in der Kontrollgruppe, wo die Eltern ohne die Kinder gekocht hatten, zeigten sich ähnliche Resultate. «Die Frage, welchen zusätzlichen Einfluss es hat, wenn die Kinder mitkochen können, müssen wir noch weiter untersuchen», erklärt van der Horst.

Positive Familienzeit als Nebeneffekt

Interviews mit den Familien brachten ein weiteres positives Resultat zutage. «Viele Eltern bezeichneten das gemeinsame Kochen als positive Familienzeit», sagt Scheidegger-Balmer. Ein Effekt, der auch aus anderen Studien bekannt sei. «Etwas Selbstgekochtes auf den Tisch stellen zu können und gute Rückmeldungen zu erhalten, ist eine positive Erfahrung. Das allein kann schon dazu führen, dass das Kind beim nächsten Mal auch wieder etwas Neues probiert», ergänzt van der Horst. Dieser Aspekt sei besonders wichtig, so Scheidegger-Balmer: «Alle Erwachsenen wissen, dass Essen und Lebensmittel mit Kindheitserinnerungen verbunden sind. Sind die Erinnerungen positiv und nimmt das Kind mit, dass auf gesundes Essen Wert gelegt wird, hat das einen nachhaltigen Effekt auf das ganze Leben».

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Mit Vorher-/Nachher-Bildern und einer Beurteilung via App dokumentierten die Eltern das Essverhalten der Kinder.

Forschung soll weitergehen

Van der Horst ist es ein grosses Anliegen, dass die Forschung zum Essverhalten von Kindern weitergeht. Die vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Machbarkeitsstudie «Kids Cooking@Home» sei ein wichtiger Schritt dazu gewesen. «Wir haben viel gelernt und wissen nun, welche Elemente funktionieren und welche Fehler es im Hinblick auf eine grössere Studie zu vermeiden gilt», sagt sie. Auch die App könne in weiteren Studien genutzt werden und vielleicht finde sich sogar eine Organisation oder ein Unternehmen, welches die App ausbauen und anbieten möchte.

Nachhaltiger Beitrag für die Gesundheit

Wer Nachhaltigkeit hört, denkt nicht zwingend sofort an Ernährung. Doch für van der Horst ist klar, dass eine gesunde Ernährung in der Kindheit gelernt werden sollte. «Im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter Gewohnheiten zu ändern ist schwer und braucht viel Zeit», sagt sie. Schlechte Ernährungsgewohnheiten könnten zudem eine Reihe von chronischen Erkrankungen verursachen. Und sie betont: «Es ist deshalb nachhaltiger, Kinder für eine gesunde und vielfältige Ernährung zu begeistern.»

«Kids Cooking@Home»-App: eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der BFH

Zu den Hauptelementen der Machbarkeitsstudie gehörte die Frage, ob und wie die Kinder via App zum Mitkochen und Probieren animiert werden können. Gestaltet wurde die App von Klazine van der Horst und ihrem Team. Im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit übernahm das Team von Ulrich Fiedler der BFH Technik und Informatik die technische Umsetzung.

Die Rezepte wurden im Team der BFH Gesundheit mit Unterstützung von Praktikant*innen zusammengestellt und getestet. Sie basierten auf einfachen Zutaten, wie sie in den meisten Haushalten vorhanden sind. Ein Grafiker ergänzte die einzeln ausformulierten Zubereitungsschritte mit Bildmaterial, sodass die Kinder die Rezepte möglichst selbstständig kochen konnten.

Machbarkeitsstudie innert zwölf Monaten

Das Projekt «Kids Cooking@Home» ist eine Machbarkeitsstudie, die vom Schweizerischen Nationalfonds SNF im Rahmen des Förderinstruments Spark unterstützt wurde. Dieses ermöglicht es Forscher*innen, innovative Ideen und neue wissenschaftliche Ansätze innert kurzer Zeit zu entwickeln und zu testen. Im Fall von «Kids Cooking@Home» wurden innerhalb von zwölf Monaten Rezepte und App entwickelt, Studienteilnehmer*innen rekrutiert und die Studie durchgeführt.

Fachgebiet: Forschung
Rubrik: Forschung