BeeHealthy: Eine ganzheitliche Gesundheits-App für Jugendliche

02.04.2024 Die App «Bee Healthy» lehrt jungen Menschen spielerisch einen gesunden Umgang mit Ernährung, psychischer Gesundheit und Bewegung. Ursprünglich für ukrainische Jugendliche im Ausland konzipiert, könnte die App bald auch für weitere junge Menschen verfügbar sein.

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind mehrere Millionen Menschen aus dem osteuropäischen Land geflohen, ein grosser Teil davon sind Kinder und Jugendliche. Auch die Forscherin Olha Faryma und ihre Töchter mussten die Heimat hinter sich lassen: «Wir verliessen vom einen Tag auf den andern unsere Wohnung mit dem vorbereiteten Rucksack, unseren Papieren und den nötigsten Sachen», erzählt die Ukrainerin aus Kiew, «besonders für die Kinder war die Flucht über Polen in die Schweiz und die Eingewöhnung an den neuen Aufenthaltsort nicht einfach.»

Flucht beeinflusst die Gesundheit der jungen Menschen

Tausenden von jungen Ukrainer*innen geht es ähnlich: Der häufige Wohnortwechsel, ein Mangel an Spielmöglichkeiten, der eingeschränkte Zugang zur Schule und Sprachbarrieren im fremden Land wirken sich negativ auf die psychische und physische Gesundheit aus. Traditionelle Ernährungsgewohnheiten können nicht mehr umgesetzt werden. Der durch die Flucht verursachte Stress hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Psyche oder die Ernährung, er bietet auch einen potenziellen Nährboden für den Konsum von Tabak oder anderen Substanzen. Studien zeigen, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche verglichen mit gleichaltrigen Schweizer*innen ein doppelt so hohes Risiko haben, übergewichtig zu sein, und häufiger an psychischen Problemen leiden.

«Es ist wichtig, dass diese Generation trotz der schwierigen Umstände physisch und psychisch gesund heranwachsen», davon ist Olha Faryma überzeugt. Sie hat in der Ukraine ein Programm geleitet, das Schulklassen grundlegende Inputs zum Thema gesunde Ernährung mitgibt. An der Berner Fachhochschule führt sie nun ihr Projekt in Form einer mobilen Applikation fort. Eine Anwendung auf dem Mobiltelefon hat den Vorteil, dass der Anstoss nicht auf ein Klassenzimmer in der Ukraine beschränkt ist, sondern die jungen Menschen in ihrer Hosentasche begleitet, wo immer sie auch sind. Die App BeeHealthy soll die jungen Menschen spielerisch im Umgang mit ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit unterstützen. Adressiert werden dabei die drei Themenbereiche Ernährung («Eat»), Stress und Sozialkompetenzen («Breathe») sowie Bewegung («Move»). Pro Themenbereich können die Kinder und Jugendlichen multimediale Lerneinheiten absolvieren und Übungen in Form von Games durchführen.

Ganzheitliche Herangehensweise der App

Beim Themenbereich Stress und Sozialkompetenzen kann das Projektteam auf das Know-how der Lungenliga zurückgreifen, die das Projekt sowohl finanziell wie auch fachlich unterstützt: Die Kinder und Jugendlichen lernen zum Beispiel, wie sie mit Hilfe von Atem- und Meditationsübungen oder mit Körperübungen ihren Stress reduzieren können. Das Erlernen von gesunden Stressbewältigungsstrategien reduziert die Gefahr des Einstiegs in den Tabak- bzw. Nikotinkonsum und vermindert dadurch auch die Entstehung von Lungen- und Atemwegserkrankungen. «Wir möchten die Jugendlichen ganzheitlich in ihren verschiedenen Lebensbereichen erfassen», erklärt Olha Faryma, «nur so können wir nachhaltige Lebensstil-Änderungen durchsetzen.»

Bei der Entwicklung der App wurden die jungen ukrainischen Menschen von Anfang an miteinbezogen. In mehreren Workshops und Fokusgruppen-Interviews konnten Jugendliche und ihre Eltern die App testen und Rückmeldungen geben. So wurde auch das Design mit der freundlichen Biene als Maskottchen ausgewählt.

Aktuell ist die App in einer Pilot-Version auf Android-Handys in Englisch, Ukrainisch und Deutsch verfügbar. In Zukunft könnte «BeeHealthy» nicht nur ukrainischen Kindern helfen. Auch für andere Flüchtlingsgruppen in der Schweiz könnte das Konzept interessant sein. Denn, davon ist Olha Faryma überzeugt, alle Kinder können Unterstützung für die psychische und physische Gesundheit brauchen. Für die Weiterentwicklung der App und die Übersetzung in weitere Sprachen sucht Olha Faryma noch finanzielle Unterstützung.

Mehr erfahren