Vorprojekt CONNECT: Projektplanung zum Älterwerden in prekären Wohnsituationen

Bei Personen ohne Obdach oder in prekären Wohnsituationen entstehen mit dem Älterwerden diverse Herausforderungen. Über ihre spezifischen Bedürfnisse betreffend (psychischer) Gesundheit und Wohnen und den Handlungsbedarf ist wenig bekannt.

Steckbrief

  • Lead-Departement Gesundheit
  • Weitere Departemente Soziale Arbeit
  • Institut Pflege
  • Forschungseinheit Innovationsfeld Psychosoziale Gesundheit
  • Strategisches Themenfeld Themenfeld Caring Society
  • Förderorganisation BFH
  • Laufzeit 01.09.2023 - 29.02.2024
  • Projektverantwortung Sabrina Gröble
  • Projektleitung Sabrina Laimbacher
  • Projektmitarbeitende Dr. Anna Hegedüs
    Melina Hasler
    Prof. Simone Gäumann
    Dr. Claudia Michel
  • Schlüsselwörter Obdachlosigkeit, Prekäre Wohnsituation, Alter, Physische Gesundheit, Psychische Gesundheit, Wohnen, Sozialraum, Bedürfnisse, Betroffenenperspektive, Psychiatrische Pflege, Partizipation

Ausgangslage

In der Schweiz leben ca. 2'200 Obdachlose und rund 8'000 Personen sind von Wohnungsverlust bedroht. Ein Leben in prekären Bedingungen, insbesondere im Kontext von Obdachlosigkeit, kann bei betroffenen Personen eine sogenannte Frühalterung verursachen, d.h. sie sind gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich früher von altersbedingten Veränderungen betroffen. Im BFH-Projekt ReachOut (SPARK, SNF) zeigte sich, dass gerade bei älteren Obdachlosen psychisches Leiden weit verbreitet ist und mit dem Älterwerden zusätzliche Herausforderungen auftreten, die einen Unterstützungsbedarf erfordern. Gesundheitsbezogene, soziale sowie sozialräumliche Unterstützungsangebote werden von diesen Personen aus verschiedenen Gründen allerdings oft gemieden. So bleiben auch begleitete oder betreute Wohnformen häufig ungenutzt und prekäre Wohnverhältnisse können oft nicht verändert werden. Fachpersonen sind darin gefordert, den Herausforderungen der Zielgruppe in den gegenwärtigen Versorgungsstrukturen zu begegnen. Gleichzeitig steht die Thematik bisher weder in der Forschung noch Politik im Fokus. Mit der Anschubfinanzierung des strategischen Themenfelds Caring Society der BFH, werden ein Projektplan und Drittmittelantrag für das Projekt CONNECT ausgearbeitet. CONNECT hat zum Ziel, die Bedürfnisse der älterwerdenden Zielgruppe hinsichtlich (psychischer) Gesundheit und Wohnen zu explorieren sowie zielgruppenorientierte Lösungsansätze partizipativ zu entwickeln, zu implementieren und zu untersuchen.

Vorgehen

Der Projektplan und nachfolgende Drittmittelantrag für das Projekt CONNECT wird im Vorprojekt in drei Phasen erarbeitet. In einer ersten Phase wird eine Netzwerkkarte der relevanten Stakeholder (u. a. Unterstützungsangebote, Fach- und Anlaufstellen) der Städte Bern und Zürich erstellt und etwaige erste Lücken im Angebot identifiziert. Dafür wird mit bekannten Stakeholdern der beiden Standorte das Gespräch gesucht. Aus dieser Netzwerkkarte werden geeignete Feldorte abgeleitet, die in der zweiten Phase im Rahmen einer ethnographischen Forschungsstrategie aufgesucht werden. Mittels teilnehmender Beobachtung wird das Projektteam mit der potenziellen Zielgruppe und anwesenden Fachpersonen im Feld in Kontakt treten. Da gegenwärtig erst wenige Informationen zur angestrebten Zielgruppe vorliegen und damit nicht klar ist, wer alles aufgrund welcher Voraussetzungen eingeschlossen werden kann, ist das Ziel dieser Phase, die Zielgruppe genauer zu identifizieren sowie aktuelle Lücken und Probleme in Bezug auf die (psychische) Gesundheit und Wohnen zu identifizieren. Zudem soll eine Echogruppe aus Betroffenen, Fachpersonen, Entscheidungsträger*innen und Wissenschaftler*innen gebildet werden, welche in der dritten Phase für die Projektplanausarbeitung beratend konsultiert wird. Unter Berücksichtigung der Rückmeldungen der Echogruppe wird nachfolgend ein Drittmittelantrag für die Umsetzung des praxisorientierten Forschungsprojekts CONNECT bei einem geeigneten Fördergefäss eingereicht.

Ergebnisse

Ziel dieses Vorprojekts ist, die Zielgruppe für das praxisorientierte Forschungsprojekt CONNECT zu definieren, das Netzwerk an Angeboten zu identifizieren sowie aktuelle Lücken und Probleme in Bezug auf die (psychische) Gesundheit und Wohnen abzuleiten. Ebenso soll der angestrebte Untersuchungsgegenstand des Projekts CONNECT präzisiert und die geplanten Forschungsmethoden entsprechend weiter ausgearbeitet werden. Basierend auf diesen Prozessen ist das erwartete Ergebnis ein ausgearbeiteter und eingereichter Drittmittelantrag für die Finanzierung des Projekts CONNECT.

Ausblick

Im zu planenden praxisorientierten Forschungsprojekt CONNECT ist vorgesehen, die Bedürfnisse älterwerdender Personen ohne Obdach oder in prekären Wohnsituationen hinsichtlich (psychischer) Gesundheit und Wohnen entlang einer partizipativen, flexiblen und aufsuchenden Forschungsstrategie zu explorieren. In einer ersten Projektphase sollen Feldorte aufgesucht werden, an denen die Zielgruppe anzutreffen ist. Mit einem ethnografischen Forschungsansatz (teilnehmende Beobachtung) kann in den Vertrauens- und Beziehungsaufbau zu betroffenen Personen investiert werden, um anschliessend mithilfe ethnographischer Gespräche deren Bedürfnisse zu erheben. Um einen Multiperspektiveneinbezug hinsichtlich der Bedarfsabklärung zu gewährleisten, sollen auch zuständige Fachpersonen/Stakeholder involviert werden. Basierend auf den Ergebnissen der Beobachtungen und Gespräche mit Betroffenen, Fachpersonen und Stakeholdern sollen die Bedürfnisse der Zielgruppe beschrieben und daraus der Handlungsbedarf abgeleitet werden. Nachfolgend ist geplant, auf dieser Basis in einer zweiten Phase partizipative, multiperspektivische Workshops zur Erarbeitung von Lösungsansätzen durchzuführen, welche anschliessend in einer dritten und letzten Phase pilotiert werden sollen.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

  • 3: Gesundheit und Wohlergehen