In-bed legpress: Eine benutzerfreundliche Lösung für das Reha-Training im Liegen

09.02.2024 In einem interdisziplinären Projekt haben Dr. Juan Fang und Dr. Adrien Cerrito eine bettfähige Beinpresse («In-bed legpress») weiterentwickelt. Sie haben ein Gerät geschaffen, das den therapeutischen Anforderungen entspricht und dennoch einfach zu bedienen ist. Integrierte Exergames sorgen für ein spielerisches Element und erhöhen die Motivation der Nutzer*innen.

Das Projekt «In-bed legpress» wurde erfolgreich abgeschlossen. Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

Juan Fang: Im Projekt konnten wir eine benutzerfreundliche Beinpresse mit integrierten Exergames entwickeln, die die durch Bettlägerigkeit verursachte Schwäche bei hospitalisierten Patient*innen beheben soll. Benutzerfreundlich bedeutet, dass das Gerät von Physiotherapeut*innen und Pflegefachpersonen praktisch bedient werden kann, eine intuitive Trainingsanleitung für die Patient*innen bietet und eine effektive Analyse der Trainingsergebnisse für die Benutzer*innen ermöglicht.

Projekt In-bed Legpress
Dr. Adrien Cerrito und Dr. Juan Fang demonstrieren die Funktionen der «In-bed legpress» . Bild: BFH

Die «In-bed legpress» wurde für Patient*innen auf Intensivstationen entwickelt. Das Hauptziel des Projektes war es, zusätzliche Patientengruppen zu erreichen. Ist dies gelungen?

Adrien Cerrito: Durch Interviews mit Pflegefachpersonen und Physiotherapeut*innen ist es uns gelungen, weitere Zielgruppen zu definieren. Es stellte sich heraus, dass eine Zielgruppe nicht unbedingt über Diagnosen oder medizinische Bereiche definiert werden muss, sondern vielmehr über funktionelle Defizite. Es wurde klar, dass alle Patient*innen, die einen schlechten Allgemeinzustand haben und nicht ohne Begleitung aufstehen können, zur erweiterten Zielpopulation gehören. Dies haben wir dann in fiktiven klinischen Szenarien durchgespielt und bestätigt.

Die Patient*innen können das Gerät alleine und in einer sicheren Position nutzen.

Dr. Juan Fang

Welche Vorteile bietet das Gerät im Vergleich zu herkömmlichen Methoden der physiotherapeutischen/pflegerischen Behandlung von bettlägerigen und sturzgefährdeten Patient*innen?

Juan Fang: Der Vorteil der «In-bed legpress» ist, dass das Gerät alleine durch die Patient*innen in einer sicheren Position genutzt werden kann. Somit stellt die Therapie mit dem Gerät eine Ergänzung zu den herkömmlichen therapeutischen Massnahmen dar. Die Patient*innen können damit ihre Hospitalisationszeit vermehrt mit körperlicher Aktivität statt mit Liegen verbringen. Darüber hinaus werden Exergames bereitgestellt, welche die körperlichen und kognitiven Funktionen sowie den therapeutischen Spass der Nutzer*innen verbessern.

Das Video zeigt die Funktionsweise der «In-bed legpress» und die Integration von Exergames (hier: Skifahren) in das Training (Video ohne Ton).

Das Projekt wurde vom «Junior Scholars Program: BFH transversal» gefördert. Wie habt ihr die interdepartementale Zusammenarbeit erlebt? Was war hilfreich und gab es auch Hürden?

Juan Fang: Die Zusammenarbeit verlief reibungslos. Zu Beginn des Projekts gab es aufgrund unserer unterschiedlichen Hintergründe ein Missverständnis bezüglich der Terminologie. Wir sprachen von der Möglichkeit, einen aktiven und einen passiven Trainingsmodus zu implementieren. Für die Forschenden aus dem Departement TI bedeutet «aktiv» aber, dass das Gerät die Bewegung teilweise unterstützt und für die Forschenden aus dem Departement G, dass die Patient*innen die Bewegung aktiv durchführen. Aber das war nur eine kleine Kommunikationshürde, über die wir heute gerne mit Humor sprechen.

Ohne die interdepartementale Zusammenarbeit hätten wir ein so erfolgreiches Projekt nicht durchführen können.

Dr. Adrien Cerrito

Adrien Cerrito: Mit unserem Know-how haben wir die Anforderungen und Funktionalitäten der «In-bed legpress» gemeinsam ermittelt. Wir haben das System auf der Basis unserer Expertise entwickelt und evaluiert. Ohne die interdepartementale Zusammenarbeit hätten wir ein so erfolgreiches Projekt nicht durchführen können. Wir haben sehr von diesem Projekt profitiert und werden auch weiterhin zusammenarbeiten.

Welche Pläne gibt es für die weitere Verbreitung und Implementierung der «In-bed legpress»?

Adrien Cerrito: Die Weiterentwicklung des Gerätes ist zurzeit noch etwas unklar. Fest steht allerdings, dass nach einer Möglichkeit gesucht wird, das Gerät marktfähig zu machen. Verschiedene Lösungsansätze werden zurzeit evaluiert und im Team diskutiert.

Über das Projekt

Um der Inaktivität bei bettlägerigen und sturzgefährdeten Patient*innen entgegenzuwirken, war ein Gerät für das selbständige Training der unteren Extremitäten erwünscht. Im Projekt «In-bed legpress» entwickelten die Forschenden ein solches Gerät weiter, um es mit erweiterten Möglichkeiten auszustatten und damit zusätzliche Patientenpopulationen zu erreichen.

Laufzeit

01.07.2022­ bis 31.12.2023

Departemente

  • Gesundheit G
  • Technik und Informatik TI

Institute

Lead

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